„Abtrünnig, wankelmütig“; Anspielung auf die Beweglichkeit des Wetterhahns auf dem Kirch- oder Hausdach, „wie ein Fähnchen im Wind, Wendehals“; wie der Wetterhahn sich mit dem Wind dreht, so ändert sich auch die eigene Gunst und Haltung; auch im Sinne von „prophetisch, lehrend“ (siehe Zitat unten von Aloys Schulte). „Ein weib ist vorhin ein zartes, schwaches, gebrechliches vnd wanckelmütigs gefäsz, eines verkerten leichtfertigen wetterhänischen vnd schlechten sinnes.“ (Aegidius Albertinus, 1604) „die bücher und die exempel, die er liest, sind die winde, nach welchen sich der wetterhahn seiner gedanken richtet.“ (Gotthold Ephraim Lessing, 18. Jhdt.) „Rechne nur auf die dauerhafte freundschaft derer, die nicht von unedeln ... leidenschaften beherrscht, noch wie ein wetterhahn, von launen und grillen hin- und hergetrieben werden.“ (Adolf Freiherr von Knigge, aus „Umgang mit Menschen“, 1796) „gnung mein wetterhähnisches bezeugen gründet sich auf die worte Pauli.“ (Aloys Schulte, 1730)

Irgendwann einmal, einstmals, in früherer Zeit

Verbindung aus wahr und wort, nd. „wahrhaft, glaubwürdig“, mnd. warwordich (Schiller-Lübben), Fundstelle: Dt. Wörterbuch von J. u. G. Grimm (1854–1969); „wahrwörtige Leute, beÿ denen Wort und Taht Eines ist, und deren Ja und Nein die Kraft eines Eides hat“ (Originaltext J. J. Spreng); weitere mögliche Bedeutungen, „wahre Worte“ oder „wortwörtlich, wahrhaftig“;

wahr, Eigenschaftswort, „wirklich, echt und recht, der Wirklichkeit gemäß, verwirklicht, naturgetreu, wahrhaft“; nach J. u. G. Grimm kann über die Herkunft des Wortes nicht mit voller Sicherheit geurteilt werden, es ist lediglich auf das Deutsche und das Friesische beschränkt.

Bereits im altlat. wurde wahr in der Rechtssprache in der Bedeutung „recht gegenüber falsus“, als „rechtlich anerkannt, gültig“ eingesetzt.

Die am meisten verbreitete Verwendung von wahr erfolgt in Bezug auf Reden und Aussagen, die der „Tatsache entsprechen“ oder „wirklich so gemeint sind“;

„der (bischof) waʒ warwortig und wyse,
gode dynte her zu pryse,
her waʒ mit gantzir pflichte
gerecht in syme gerichte.“

(Ernst v. Kirchberg)

Etwas, das man vernimmt, also mit einem der Sinne (v.a. Gehör) aufnehmen kann. „Ans Haff nun fliegt die Möwe, Und Dämmrung bricht herein; Über die feuchten Watten Spiegelt der Abendschein. Graues Geflügel huschet Neben dem Wasser her; Wie Träume liegen die Inseln Im Nebel auf dem Meer. Ich höre des gärenden Schlammes Geheimnisvollen Ton, Einsames Vogelrufen – So war es immer schon. Noch einmal schauert leise Und schweiget dann der Wind; Vernehmlich werden die Stimmen, Die über der Tiefe sind.“ (Theodor Storm, Meeresstrand, 1854)

Aus dem Niederdeutschen entlehnt, von mnd. vorbasen (verbasen): „unsinnig reden, handeln“; spätestens seit Anfang des 17. Jahrhunderts nachweisbar; Bedeutung: „vergessen, verlieren“ im Sinne auch von „etwas verlegen“ oder „verbummeln“, „etwas versehentlich nicht erfolgreich beenden, vermasseln“ gleichbedeutend mit „etwas aus Nachlässigkeit versäumen“; dabei kann ebenfalls die Bedeutung „etwas verderben, vertun“ eingeschlossen sein; siehe auch den zeitlichen Bezug: Zeit verbaseln, d.h. „ohne Ziel und Zweck arbeiten“ und dadurch Zeit oder Mühe verschwenden, nichts erledigen während seiner Arbeit; „sich abmühend, etwas nicht schaffen“, bei einer Sache durch Unaufmerksamkeit scheitern; auch: „Sinnloses tun“; ebenfalls „verwirrt, bestürzt, verblüfft sein“, wie es auch bei baselig, Eigenschaftswort, im Sinne von „zerstreut“ oder bei die Verbaselung, Hauptwort, mit Bedeutung von „die Verwirrung“, zum Ausdruck kommt. „Sehet ein Schäfflein an / wann es verbaset ist / vnd in der Irre leufft / vnd höret von ferne deß Hirten Stimme / so keret es in puncto auff dem Irrewege wider vmb / vnd leufft zu rück nach der Stimme deß Hirten zu." (Johann Arndt, 1610) „Ich dachte schon, ich hätte meinen Haustürschlüssel verbaselt.“ „Diese Möglichkeit habe ich verbaselt.“

der

Übertriebene, auf andere herabblickende Meinung von eigenen Vorzügen – sich auf seinen großen Verstand etwas einbilden, sich einbilden, alles zu wissen und sich ausschließlich auf seinen Verstand verlassen; siehe auch „der Dünkel“: Meinung, Ansicht, Anschauung; oder: Einbildung, Anmaßung, Vorurteil; falscher Glaube sowie eine daraus resultierende „übertrieben hohe Selbsteinschätzung aufgrund vermeintlicher Überlegenheit, Hochmut“.

„Er zeigt vermessenen Verstandesdünkel.“

„Laß ab von all deinen früheren Einbildungen, Meinungen, Deutungen und weltlichen Erkenntnissen, von Verstandesdünkel, Selbstsucht und Überlegenheitsstreben.“

Allmählich dunkel werden; übertragen: keinen klaren Gedanken mehr fassen können

Verdrehtes Wort

Zusammengesetzt aus das Vertrauen, Hauptwort, und selig, Eigenschaftswort; heutige verdrehte Bedeutung: „einfältig, gutgläubig“;  „jemand ist voreilig und allzu schnell bereit, jemandem (blindesVertrauen zu schenken“; siehe dazu heutige Herleitung von „Vertrauen“ häufiger im Zusammenhang mit „blind“ – Vertrauen also als etwas Naives, nur den unerfahrenen Menschen zu eigen, Leichtgläubigkeit („Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“); somit Vertrauen als etwas, daß einem im Leben mehr Schwierigkeiten bereitet, als etwas nützt; damit einher geht die Bedeutung von „selig“, heute ebenso eher im Sinne von „leichtfertig, naiv, brav“; „du bist viel zu vertrauensselig“, d.h. „unbedarft, arglos, unbekümmert“ (woraufhin sich eine weitere Reihe verdrehter Worte ergibt); die Vertrauensseligkeit als „typisch deutsche, einfältige Eigenschaft“: 

 „von der echt deutschen sünde vertrauensseliger gutmüthigkeit“ 

(Heinrich Gotthard von Treitschke (1834–1896), Historiker und Publizist, aus: „Historische und politische Aufsätze“, 1859–1889) 

siehe jedoch zu einer uns zuträglichen Bedeutung folgendes Zitat – vertrauensselig ist der, der sich selbst vertraut, Selbstvertrauen besitzt, dadurch anderen „vollstes Vertrauen“ entgegenbringen  kann. 

und somit Eigenverantwortlichkeit auf beiden Seiten voraussetzt, diese sich und dem anderen „zutraut“ – das allerdings eben nicht nur mit Kopf und Verstand, sondern in Verbindung mit dem Herzen, vertrauensselig also in seelischer Verbundenheit auf Herzensebene, somit in Verbindung mit der uns allen zu eigenen inneren Weisheit: 

 vertrauensselig

Sehr weit zurückliegend

Mhd. tæpisch; ungeschickt, unbeholfen; unsinnig; einfältig, kaum bodenständig; „sich täppisch anstellen“; auch: einschmeichelnd, anhänglich; „sich anbiedern, wo es etwas zu essen oder zu erhaschen gilt“, diebisch; siehe auch der Tapps, Hauptwort, Bezeichnung für jemanden, der ungeschickt in seinen Bewegungen ist: „[…] im gemeinen Leben, wo man einen ungeschickten, plumpen Menschen auch wohl einen Tapps zu nennen pflegt“; „Gutmütig, aber täppisch.“ „Es stürzten, vor dem täppischen mann, körbchen und blumen hinab.“ „Nie machten Narr'n so wenig Glück, Denn Weise wurden täppisch; Ihr bißchen Scharfsinn ging zurück, Und all ihr Tun ward läppisch.“ (William Shakespeare, „König Lear“, 1605, in d. Übersetzung v. W. H. v. Baudissin, 1832)

der

Von mhd. tra(t)z, md. trotz: „Widersetzlichkeit, Feindseligkeit, Herausforderung, Eigensinn“, auch „Unerschrockenheit, Mut“, mnd. trot (trot bēden: „Trotz bieten“); auch „Drohung, Widerstand, Stolz, Standhaftigkeit“; heute eher nur noch gebraucht im Sinne von „Ungehorsam, Widerwille, Widerspenstigkeit“; „Ein Wort, welches die Begriffe, der Zuversicht, des Drohens, des muthigen Widerstandes, und der Herausforderung in sich vereiniget, und wenigstens in einigen Fällen ein Intensivum sowohl von Trost in der veralteten Bedeutung der Zuversicht und Kühnheit als auch von drohen ist“, sowie „hoher Grad des Vertrauens auf eigene Vorzüge oder fremde Hülfe, verbunden mit der festen Entschließung, allen Hindernissen muthig entgegen zu gehen“, „feste Zuversicht“; siehe auch trotzen / tratzen, Tätigkeitswort: mhd. tratzen, md. trotzen, frühnhd. trutzen: „reizen, herausfordern zum Kampf, Widerstand leisten, Gehorsam verweigern, mutig, tapfer, hochmütig sein“ sowie „einer Herausforderung standhalten“, „verstockt, bockig sein“ sowie „reizen, ärgern, necken“; „einen hohen Grad der Kühnheit besitzen, und solchen thätig erweisen“; der Trotzkopf, Hauptwort: „trotziger Mensch“ (18. Jh.), „eigensinnige, halsstarrige Haltung“ (17. Jh.). „Schaff uns nach haus gesund und heil, sonst biete ich dir fehd und trutz.“ (Clemens Brentano (1778-1842), dt. Schriftsteller, „Das Märchen von Gockel und Hinkel“, aus „Italienische Märchen“, entstanden 1805-1811) „Ich will mit edlem Trotz den Weg der Tugend gehen.“ (Christian Felix Weiße (1726-1804), Dichter und Schriftsteller, Begründer der dt. Kinder- und Jugendliteratur) „Hast du in ihrer Brust ein Feuer angefacht, das die Gefahren trutzt?“ „Allen Gewalten zum Trutz sich erhalten, nimmer sich beugen, kräftig sich zeigen rufet die Arme der Götter herbei.“ (Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), aus dem Gedicht „Beherzigung“)

Von ahd. trū(w)ēn: „(ver)trauen, glauben, hoffen, zutrauen“ (um 900; vgl. fir-, gitrū(w)ēn, um 800), mittelhochdeutsch (mhd.) trūwen: „Zuversicht haben, hoffen, glauben, trauen, sich getrauen, (an)vertrauen, ehelich verloben, (an)trauen“ (daneben mit ungeklärtem Umlaut mhd. triuwen, neuhochdeutsch (nhd.) treuen bis 16./17. Jh.); mittelniederdeutsch (mnd.) trūwen: „(ver)trauen, ehelich verbinden“; Ausgangsbedeutung: „fest, treu (in seinem Verhalten, seiner Meinung) sein“. Aus im ahd. und mhd. geläufigem „glauben, hoffen, zutrauen“ entwickelt sich „vertrauen, Glauben schenken“; „zuversichtlich hoffen“ geht über zu „(etwas) wagen, riskieren“ (16. Jh.); trauig: „vertrauend“ (um 1500), der Trauwol: „naiver, leichtgläubiger Mensch“; Seit dem 13. Jh. steht trauen für „ehelich verbinden“, d.h. „dem Manne zur Frau geben“, eigentlich „anvertrauen“; zu sich trauen: „den Mut zu etw. haben“; umgangsprachliche Abstraktbildung die Traute: „Mut“ (Ende 19. Jh.). Soll er sich ein Häuschen bauen? Soll er unter Zelten leben? Soll er auf die Felsen trauen? Selbst die festen Felsen beben? (Beherzigung, Johann Wolfgang von Goethe) Jüngst sprach ein frommer Pfarrer: Ich bin ein Feind von Mädchen. Allein mich deucht, er lüget. Denn gestern, nach der Kirche, Wollt er ein Mädchen trauen, Da trat er zu dem Mädchen, Und schielte nach dem Busen. (Der Lügner, Johann Wilhelm Ludwig Gleim) Ich bin so hold den sanften Tagen, Wann in der ersten Frühlingszeit Der Himmel, blaulich aufgeschlagen, Zur Erde Glanz und Wärme streut, Die Täler noch von Eise grauen, Der Hügel schon sich sonnig hebt, Die Mädchen sich ins Freie trauen, Der Kinder Spiel sich neu belebt. (Die sanften Tage, Ludwig Uhland) „ich hab zu dir ein bessern trauen.“ (Keller, „Fastnachtsspiele“) „Das ist richtig, aber unter welchem Namen haben Sie sich trauen lassen?“ (Hugo Friedländer, „Manolesco, der König der Diebe vor Gericht“)

die

Sehr große Lust

der

Früher auch tant, dant, mittelhochdeutsch tant (althochdeutsch zu folgern aus tantarôn - tandern), vgl. frühneuhochdeutsch tanderei, tänderei, tentelei – Spielerei, Possen, Nichtigkeit; Bedeutung: sinnloses, unehrliches Reden und Tun, auch leeres Geschwätz: one allen tand: „ohne Umschweife“; das Eitle, Nichtige, das auf Täuschung ausgehende Wesen, Handeln und Reden; Tandwerk: „Narrenwerk“; Gebrauch zusammengesetzt: Erden-, Lügen-, Menschentand; auch: gehalt- und wertloses Zeug – wertlose hübsche Kleinigkeiten, Plunder, Trödel; tant van Nurenberch: „Nürnberger Spielwaren“; siehe auch die Tändelei: Spielerei, Liebhaberei, Flirt; „Im Anfang führet ihn sein forschender Verstand Nah zu der Wesen Grund und weit vom Menschen-Tand […]. Wir haben längst das nichts von Menschen-Witz erkennt, Das Herz von Eitelkeit, den Sinn von Tand getrennt.“ (Albrecht von Haller, „Gedanken über Vernunft, Glauben und Unglauben“, 1729) „Wann treffen wir drei wieder zusamm´?“ „Um Mitternacht, am Bergeskamm.“ „Auf dem hohen Moor, am Erlenstamm.“ „Ich komme.“ „Ich mit.“ „Ich nenn euch die Zahl.“ „Und ich die Namen.“ „Und ich die Qual.“ „Hei! Wie Splitter brach das Gebälk entzwei.“ „Tand, Tand, ist das Gebilde von Menschenhand.“ (Theodor Fontane, „Die Brücke am Tay“, 1879) „ist es nicht staub, was diese hohe wand aus hundert fächern mir verenget; der trödel, der mit tausendfachem tand in dieser mottenwelt mich dränget?“ (Johann Wolfgang v. Goethe, „Faust“, 1808) Reiseandenken sind manchmal unbrauchbarer Tand.

die

Sonne“; aber auch „Wahrheit, Rechtfertigung, anerkannte Entschuldigung bei Nichterscheinen vor Gericht“. Weitere Formen sind drisunni, ahd., Eigenschaftswort, für „dreitägig“ und Sunbäm, der, ahd., Hauptwort, für „Sonnenstrahl“.

Das Wort Sunna ist ein sehr interessantes Wort, da man es nicht nur im Althochdeutschen und in der germanischen Mythologie findet, sondern auch in der arabischen Sprache.

Im Arabischen ist das Wort eine Bezeichnung für „Brauchtum, Handlungsweisen“, für eine überlieferte Norm und die Summe der zu befolgenden, wegweisenden, nachahmungswerten Taten der Propheten. Es taucht sechzehnmal im Koran auf.
 

In der Mythologie der germanischen und nordischen Völker ist Sunna die Göttin der Sonne. „Mani“ ist der Gott des Mondes und der Bruder von Sunna. Bildlich hat man sich Sunna als eine halbnackte Frau vorgestellt. Diese steht auf einem Säulenfuße (Sul, die, ahd. Hauptwort, „Säule“), mit Strahlen um das Haupt. Vor ihrer Brust hält sie mit ausgebreiteten Armen ein strahlendes Rad.