Die gefundenen Worte
Verlorene Worte
„heftig brennen, in wallender Glut emporsteigen“ - loh, Eigenschaftswort: „flammend“
Wir haben nach Beispielen für die Verwendung dieser Wörter gesucht und zu diesem Behuf „Unsere Heldensagen“ (Wieland, Gudrun, Beowulf, Walther und Hildegund, Von den Nibelungen) von Leopold Weber durchkämmt. Dabei durften folgende Textauszüge entdeckt werden:
„Bald lohten in langen Zeilen die Wachtfeuer auf in der windigen Nacht.“
„In Qualm gehüllt, lohte das Kampffeld.“
„Im Feuer loderte die Schmiede gen Himmel, und aus den Flammen
hob sich auf Riesenschwingen ein Vogel.“
„ [...] die Wälder entbrannten, in Flammen lohten die Dörfer [...]“
„In der Nacht noch segelte er mit seinen Gesellen davon, aber das Verlangen
nach Gudrun loderte in seiner Brust umso heißer.“
Die Herkunft von lohen ergibt sich aus mittelhochdeutsch (mhd.) lohe, daneben, mit grammatischem Wechsel von h und g, auch mhd. louc, althochdeutsch (ahd.) loug (belegt seit dem 8. Jh.), louc, laug, altsächsisch lōgna und altenglisch līeg. Eine Verbindung zu leuk, der indoeuropäischen Wurzel für
„-leuchten, licht-“ ist zu erkennen.
Die Herkunft von lodern ist vermutlich aus der wohl ursprünglichen Bedeutung „emporwachsen“ gegeben (vgl. westfälisch lodern, „üppig wachsen, wuchern“), in der Bedeutung „emporflammen“ vermutlich durch Lohe für „Flamme“ beeinflußt und verwandt mit neuhochdeutsch (nhd.) Lode, die, Hauptwort, „Schößling, Jungtrieb, Zweig“.
Hat die Bedeutungen „jemanden betrüben“, „Unruhe, Sorge, Kummer bereiten“, „sich grämen“, aber auch „sich um etwas sorgen“, „für jemanden sorgen“ (somit auch für sich selbst durch das Kümmern um Sorgen oder Schwierigkeiten), „sich kümmern (um)“.Im Fnhd. wird bekümmern auch noch in den Verwendungen „jemanden rechtlich belangen“, „jn. verhaften“, „etwas mit Schulden belasten“, „verpfänden“, „ein Land/eine Stadt einnehmen/erobern“ eingesetzt.
Mhd. kumber, kummer, hat die Bedeutungen „Kummer, Angst, Sorge“, „Schwierigkeit“, „Last“; im Frühneuhochdeutschen (Fnhd.) Wörterbuch findet sich außerdem die Verwendung „Beschäftigung“, „sorgsame Arbeit“. Diese Bedeutungen sind im heutigen Gebrauch verloren gegangen, finden sich jedoch noch im Tätigkeitswort bekümmern.
Mhd., auch zeher, zaher, ahd. zahar, indogerm. dakru, „Träne, Tropfen“, Wortbildungen wie: Wonnezähre und Freudezähre untermauern diese Bedeutung im Sinne von Träne.
Beschreibt in einer wundervollen Variante die Barmherzigkeit, die Nächstenliebe, die Liebe in ihrer reinsten und ehrlichsten Form. Im Gedicht „Großmütterchen“ finden wir den Absatz:
„Und weinte ich zum Herzerbarmen,
So weinte sie erbarmend mit.“
Es drückt die innerste, tiefste Verbundenheit zweier Wesenheiten aus, deren innerste Rührung, Liebe, Zuneigung, die wir Menschen zu fühlen imstande sind. Der Absatz enthält eine tiefe, enge, vertrauliche Beschreibung dieses Gefühls, wie man es schwer nachvollziehen kann, es sei denn, man hat es selbst erlebt.
Wunderbare Wortschöpfung und ein sehr schönes Beispiel für die Klarheit und Vielfältigkeit unserer deutschen Sprache.
Glut, Flamme
Auch Restlchen, „kleiner Rest, das letzte Restchen Mut, ein kleines Restchen Stoff“;
Ahd., „ruhen, rasten, schlafen, sich erholen, bleiben, liegen, ausruhen“ oder auch: Resti, die, Hauptwort, ahd., „die Ruhe“.
Enthält das Wort lind, Eigenschaftswort, ahd., „mild, sanft, freundlich weich, zart, sanft“, sowie das Wort Segenshand, die, Hauptwort, zusammengesetzt aus den Worten Segen, Segan, der, Hauptwort, ahd., mit der Bedeutung „Kraft, Zuweihung, Segnung, mit dem Kreuz bezeichnen“; aus lat. signum; „Gottes Segen auf jemanden herabflehen“, und als weiteres Wort Hand, die, Hauptwort.
Die Bedeutung von „linde Segenshand“ kann man als eine milde, sanfte Segnung, als Zuweihung einer freundlichen Geste deuten, so wie hier im Gedicht „Großmütterchen“, wo sie als eine liebevolle Geste aus vollster Inbrunst zu verstehen ist.
„Vor etwas geschützt, behütet sein, unverwundbar sein“; es entstammt dem Hauptwort Fei für Fee, die, Hauptwort, aus dem das Wort (ge-)feien gebildet wird.
Lat., „Umänderung, Verbesserung“; vor allem im kirchlichen Sprachgebrauch verwendetes Wort, heutzutage auch in der Wirtschaft und der Politik; weitere Bedeutung: „die Verbesserung der gesellschaftlichen Zustände innerhalb der streitenden Kirche auf Erden“.
In der Nutzung von Fremdwörtern verbergen sich oftmals Bedeutungen, derer wir uns nicht immer bewußt sind. Gerade Fremdwörter werden in unseren Sprachgebrauch eingeschleust, um sie immer wieder mit neuen Bedeutungen und Zusammenhängen zu belegen. Sie werden „instrumentalisiert“, zu einem Werkzeug gemacht, um uns dadurch eine Haltung oder eine Meinung aufzuerlegen. In der Schönheit und Klarheit der deutschen Sprache aber entstehen keine Mißverständnisse. Nutzen wir daher umso mehr die Kraft der deutschen Begrifflichkeiten, wenn wir etwas verändern wollen, denn dann benennen wir es auch so: „Reformation“ also im unbelegten Sinne von „Umgestaltung, Umbildung von etwas bereits Bestehendem, Umbau“ bis hin zu „Neubeginn“.
Nicht immer ist eine Veränderung eine Verbesserung. Doch wollen wir etwas verändern, dann nutzen wir diese Worte. Sie werden uns in unserem Vorhaben kraftvoll unterstützen.
Sich hin und her bewegen, schwingen, schwanken, flattern, schweben, taumeln;
auch sweiben, weibōn, Tätigkeitswort„schweben, sich bewegen, sich drehen, schweifen, schwanken“ oder „ziweiben, Tätigkeitswort, „zertreuen, ausstreuen“.
Es ist denkbar, daß das Wort weben ebenfalls mit dem Wort weiben verwandt ist oder die nun aktuell gebräuchliche und genutzte Form davon. „Altweibensommer“ würde auch einen Sinn ergeben, mit dem Wirken der bekannten Nornen, den ewig jungen Schicksalsgöttinnen. Die Erklärungen „flattern“ oder auch „schweben, schwingen“ sind dafür durchaus nachvollziehbar.