Die gefundenen Worte
Bildhafter, poetischer Ausdruck für aneinanderraschelnde Blätter eines Baumes im Sommerwind oder für das herabfallende Laub im Herbststurm, vermittelt Behaglichkeit und Geborgenheit:
„Wer bey sommernächt'gem Laubgesäusel An dem Ufer eines Baches liegt, Wo zur Welle schwätzendem Gekräusel Schilfgeflüster sich melodisch fügt, Auch die Nachtigall mit süßem Dehnen Tiefe Seufzer diesem zugesellt, Da der Allgewalt von solchen Tönen Rings versinken muß die ganze Welt!“
(Johann Peter Eckermann)
„ […] unter sanft einschläferndem laubgesäusel träumt des mägdleins kuss, und erwacht, der jüngling.“
War früher eines der verbreitetsten Musikinstrumente und im 15. bis zum 17. Jahrhundert ähnlich beliebt wie später das Klavier. Die Laute ist ein gezupftes Saiteninstrument mit bauchigem (halbbirnenförmigen) Korpus und einem kurzen, breiten Hals, um den die Saiten geschlungen werden, und einem abgeknickten Wirbelkasten am Halsende. Die bis zu 11 Saiten sind bis auf eine Melodiesaite chörig gestimmt (Saitenpaare). Saitenzahl und Stimmung schwankte im Laufe der Jahrhunderte immer wieder. Die Saiten werden mit Plektrum gespielt oder auch mit den Fingern gezupft.
Lautenähnliche Instrumente waren bereits im 2. Jahrtausend vor Christus in Mesopotamien in Gebrauch. Das Abendland übernahm die Laute aus dem persisch-arabischen Raum vermutlich über Süditalien und Spanien. Der Name des Instruments geht auf das arabische Wort al-ud (das Holz) zurück, aus dem das Wort Laute entstand. (vgl. „dtv Brockhaus Lexikon“ Band 10, Deutscher Taschenbuch Verlag 1988)
Bezeichnung für einen Lautenspieler.
Worte, Text nach Lauten zergliedern
Steht für „Zeit, die jemand lebt“, also für „jemandes Lebens Tage“.
Der Lebtag findet noch Einsatz in Redewendungen wie „das habe ich mein Lebtag nicht erlebt“ für ein sehr ungewöhnliches Ereignis oder „daran wird sie ihr Lebtag denken“ für ein sehr eindrückliches Erlebnis, eine sehr bewegende Begebenheit.
Starken Durst verspüren; übertragen: heftige seelische Begierde empfinden
Mhd. lip, ahd. lib, leitet sich aus der ursprünglichen Bedeutung „Leben“ ab, im Sinne von „belebter Körper des Menschen“, dabei die ganze Person umfassend. Leib hat die Bedeutungen „lebendiger Körper von Mensch oder Tier“ und „Bauch“, „Unterleib“ beim Menschen.
In religiösen Zusammenhängen wird Leib verwendet, um neben der rein biologischen Bedeutung von „Körper“, eine Verbindung von „Körper und Seele“ auszudrücken: „der beseelte Körper“, „der Leib“. In der Philosophie ist Leib in Bezug auf einen Zusammenhang von „Körper und Bewußtsein“ gebräuchlich.
Stammt vom lateinischen „corpus“, laut den Gebrüdern Grimm (DWDS 1854) übernommen aus dem Latein der Ärzte und der Geistlichen; „der dualismus, das abendmahl und die leichnamsanbetung der christen trug zu dieser einimpfung des wortes bei (Diefenbach goth. wb. 2, 589).“ Wortverwendung lt. Grimm: „korps (wie kadaver), gleichsam in gelehrt-medicinischer weise, aber eben in todter gestalt.“ Interessant auch die rechtliche Definition in Köbler, Juristisches Wörterbuch (2001): „Körper ist allgemein ein räumlich begrenzter Gegenstand. Der K. des Menschen ist die Gesamtheit seiner Knochenteile und Weichteile, einschließlich aller festverbundenen künstlichen Körperteile als eine Einheit. Seine Verletzung kann Schadensersatzansprüche begründen und strafbar machen.“ Auch im Englischen bedeutet „corpse“ toter Körper oder Kadaver, Leichnam. der Leib, Hauptwort, ebenso aus Grimms Wörterbuch (1854): „das fremdwort körper ist aber mit dem einheimischen leib noch bis heute nicht völlig eins geworden, und dabei hat sich jenes mehr zu geist, dieses mehr zu seele gesellt; denn geist und körper, leib und seele (so gestellt des tonfalls wegen) ist die uns geläufige zusammenstellung…“ und: „leib, leben. diese bedeutung hat, seitdem sich das substantiv leben an die stelle von altem lîp festgesetzt (oben sp. 409), von ihrer schärfe eingebüszt. das nhd. bewahrt sie nur noch in festen verbindungen, formeln, sprichwörtern, namentlich in solchen, in denen der gewaltsame verlust des lebens hervorgehoben wird, wo doch wieder auch die vorstellung von der schädigung des körpers eingreift: den leib wagen, den leib nehmen, um den leib kommen, den leib kosten…“ Vergleiche: „der Leib Christi“ (als spürbare Anwesenheit der Essenz), „leibhaftig“; sowie Ausschnitte aus dem Duden (1934): „Leib (Körper, Leben), gut bei Leibe (wohlgenährt) sein, aber: beileibe nicht; einem zu Leibe gehen, Leib und Leben wagen.“ Wir dürfen uns bewußt machen: Juristisch betrachtet gilt also der Körper als eine Sache, als ein Funktionskonglomerat; medizinisch und geistlich gesehen ist der Körper sogar nur ein totes Ding. Der Leib hingegen steht für das Leben, er ist das lebendige Gefäß der Seele.
Leitet sich über die Verkleinerungsform mit der Silbe „-chen“ von Leib ab, hat aber eine eigenstehende Bedeutung erlangt: „auf dem Oberkörper getragenes, meist ärmelloses Kleidungsstück“.
Das Leibchen wurde früher meist von Kindern über dem Unterhemd getragen, um besonders im Winter daran zusätzlich wärmende Kleidungsstücke zu befestigen, wie z. B. Strümpfe. Heute wird es, zumeist in der Trachtenmode, als Synonym für „Weste“ verwendet. Im Sport findet das Leibchen seinen Einsatz zur Kenntlichmachung zweier unterschiedlicher Mannschaften, indem eine Mannschaft ein farbiges Leibchen überzieht – die Farbe kennzeichnet die Zusammengehörigkeit.
In der ursprünglichen Auslegung auch gebräuchlich für „beweglich, flink, rasch, behende (heute ‚behände‘; von Menschen)“, „leichtgängig (von Sachen)“; hier auch der Verweis auf die Verbindung zu leicht, Eigenschaftswort; leichtfertig auch im Sinne von „unbedeutend, von geringem Wert“ und ebenso wie heute überwiegend verwendet „unbedacht, schnell, ohne wichtigen Grund, leichten Herzens zu etw. bereit, (moralisch) unstet“, „gedankenlos, fahrlässig, leichtgläubig“, auch „unstandhaft, wankelmütig“; „rücksichtslos, skrupellos, verworfen, sündhaft“; siehe dazu auch leichtfärig, fnhd., „mühelos zu motivieren, leichtfertig, unbedacht (von Menschen)“; „moralisch unfest, flatterhaft, unstet (von Menschen, deren Charakter und Gemütszuständen)“; auch „unbedeutend“, aber leichtfärig ebenso in der Bedeutung von „milde, großzügig“
„Unbekümmertheit, Sorglosigkeit“, auch „Verantwortungslosigkeit, Unachtsamkeit, Leichtsinnigkeit“; Leichtfertigkeit bedeutet zum einen, „leichtfertig“ und „unbekümmert“ zu sein, auch mit Leichtigkeit durchs Leben zu gehen, zum anderen aber auch (und heute eher ausschließlich in diesem Sinne verwendet), dabei „anderen einen Streich zu spielen“; allerdings auch in den deutschen Wörterbüchern vermerkt und beschrieben als „Kleinigkeit, Geringschätzung“ oder „Behendigkeit“ (heute „Behändigkeit“), wie in „die Leichtfertigkeit des Leibs“ im Sinne von „leichtgängiger Bewegung des Leibs oder Körpers“
„Unbekümmertheit, geringes Gewicht, Mühelosigkeit, Ungezwungenheit“; „etwas ohne Anstrengung erledigen, mit Leichtigkeit tanzen, sich bewegen“; auch „die Leichtigkeit über alle Gefahren der Welt hinzuschlüpfen“; „die Leichtigkeit zu denken und zu schreiben“
von ahd. līdan und mhd. līden für „ertragen, erdulden, dulden“, auch in Verbindung stehend zu ahd. gilīdan, „mit jemandem dulden“, ahd. līdan auch im Sinne des alten Gebrauchs von „fahren, vergehen, sich fortbewegen“, „dahingehen, sterben“, so dann auch mhd./mnd. līden für „gehen, vorübergehen“ ebenso wie für „Leiden, Trübsal, Plage“; dazu erleiden, Tätigkeitswort, von ahd. irlīdan, mhd. erlīden, „etwas bis zu Ende gehen, ertragen müssen, erdulden“, was damit zusammenhängend die Bedeutung von „etwas durchstehen, bestehen, erleben, ertragen“ in sich trägt – ganz im Sinne von „Zeit vergehen lassen“, dabei „in Bewegung sein“, jedoch durch die innerliche Seelenregung.
Siehe dazu auch unseren Wortfinder-Rundbrief 18_KW13/2022 „Bewußtsein und Gewahrsein durch das Üben in Geduld“.
Zu beachten ist die große Wortgruppe, die sich im Zusammenhang mit Leid, das, Hauptwort, ergibt; hier ursprünglich „großer Kummer, seelischer Schmerz“, ahd. leid sowie mhd. leit, „das angetane Böse, Unrecht, Schädigung, Kränkung, Beleidigung, Sünde“, „durch Schädigung hervorgerufener Kummer, Schmerz, Betrübnis, Sorge, Verdruß“; auch „anhaltende Krankheit, Qual, Pein“.
Mitte des 17. Jhs. / im Lauf des 18. Jhs. als gebräuchliche Übersetzung des franz. Wortes passion und passibilité, was eigentlich die „Leidens- und Empfindungsfähigkeit“ bezeichnet, im Deutschen wird diese Fähigkeit ab dieser Zeit – verstärkend zu Leiden – mit Leidenschaft übersetzt; auch aus anderen Sprachwurzeln ergibt sich ursprünglich „Empfindsamkeit, Leidensfähigkeit, Leiden“, was dann allgemein in Bezug auf diese Fähigkeit zu tieferer Empfindung mit Leidenschaft zum Ausdruck kommt; es gilt als „heftiges inneres Streben“ im engeren Sinne, bei der die Gemütsbewegungen und der Wille im Zusammenspiel bestimmend sind und denen sich das Verhalten unterordnet; so kann sie „Triebfeder“ für erfolgreiches Handeln sein und zu Leistungen anspornen (sofern sie das „sittliche Handeln“ nicht beeinträchtigt);
davon ausgehend Leidenschaft als ein Zustand des sowohl belastenden, aber gleichermaßen ebenso erhebenden Leidens (innerer Ansporn) aufgrund eines „vollständigen Beherrschtseins der Seele durch übermächtige innere Antriebe“, daher auch Gemütsbewegungen als Leidenschaften bezeichnet, weswegen ein Mensch, der sich davon „fortreißen“ läßt, auch als leidenschaftlich gilt (auch im besten Sinne, um etwas aus innerem Antrieb zu erreichen – nicht nur „im Wahne“); somit in seiner Bedeutungswandlung im Lauf der Zeit als „intensive, das gesamte Verhalten bestimmende und vom Verstand nur schwer zu steuernde emotionale Reaktion“; „heftige Zuneigung zu einer Person, ausgeprägter Hang zu bestimmten Tätigkeiten oder Dingen“;
dazu leidenschaftlich, Eigenschaftswort, „von Leidenschaft getrieben, überaus heftig, von starker Zuneigung, großer Begeisterung erfüllt“ (18. Jh.); leidlich, Eigenschaftswort, „gerade noch zu dulden, erträglich, halbwegs gut“ (15. Jh.); spätmhd. līdelich, „leidend, für körperliche Leiden empfänglich, geduldig“ (zu mhd. līden, siehe oben).
„Ewig aus der Wahrheit Schranken
Schweift des Mannes wilde Kraft;
Unstät treiben die Gedanken
Auf dem Meer der Leidenschaft;
Gierig greift er in die Ferne,
Nimmer wird sein Herz gestillt;
Rastlos durch entlegne Sterne
Jagt er seines Traumes Bild.“
(Friedrich Schiller (1759–1805), Dichter und Begründer des „Deutschen Idealismus“, aus: „Würde der Frauen“, 1796)
„[…] die Leidenschaft wagt alles und vollendet das Schwierigste wie ein Spiel; die Leidenschaft ist gefährlich, sie vertraut sich selbst mit dem äußersten Gedanken der plötzlichen Vernichtung, wie mit der Gewohnheit eines Nachmittagsschläfchens; die Leidenschaft ist vorsichtig, denn sie ahnt mit seltenem Instincte den Feind auch unter der listigsten Maske. – Aber diese Leidenschaft ist selten wie das Genie und kann billigerweise außer Ansatz bleiben, wo landläufige Menschenkinder um Gunst und Ungunst spielen, und wohlhabende Männer auf’s Freien ausgehen.“
(Hans von Hopfen (1835–1904), Schriftsteller, aus: „Arge Sitten“, 1869)
„Es ist uns oft, als wenn verschiedene Geister in unserm Innern herrschten,
und die verschiedensten Kräfte der Maschine unsers Leibes regierten.
Wir thun Dieses, Jenes, mit Eifer, mit Leidenschaft sogar, wir meinen,
unser ganzes Leben geht in dieser und jener Bestrebung auf,
– und plötzlich ersteht in uns ein ganz neuer Wunsch,
eine unbekannte Erfahrung, und mit dieser ein ganz verwandeltes Dasein.“
(Johann Ludwig Tieck (1773–1853), Dichter, Schriftsteller, Übersetzer, aus: „Dichterleben. Zweiter Theil“, 1831)