Die gefundenen Worte
Verlorene Worte
Leider haben wir in keinem Nachschlagewerk die Erklärung zu diesem Wort gefunden. Die Bedeutung von einer weiteren Steigerung von äußerst scheint den Sinn von „im höchsten Grade“ nochmals zu unterstreichen, so daß es keinerlei Zweifel an der Wichtigkeit des Beschriebenen geben kann.
Dieses Wort ist in mehreren Werken zu finden, so auch in „Traurige Gedanken zur nutzlichen Zeit-Vertreibung. Oder: Hundert Discursen von den vier letzten Dingen des Menschens“ von Johann Lorenz Helbig aus dem Jahr 1704.
„Es hat sich Alexander Magnus in seinem ganzen Leben äusserstens dahin bemühet/ wie er ein Herr der ganzen Welt werden mögte/ hats auch endlich soweit gebracht/ daß er fast allen Menschen auf der Welt zu befehlen gehabt …“
Beschreibt die Tätigkeit, wie der Faden von der Spindel, dem Wocken, abgewickelt wird. Es steht auch figürlich beschrieben für „etwas vollenden“.
„Spinnrocken, das abzuspinnende Flachsbündel“, aus dem Nd. (16. Jh.), vgl. mnd. wocke, wokken (14. Jh.), mnl. wocke sowie asächs. wocco „Flachsbündel, Docht“; vielleicht (wie wickeln, Wickel, s. d.) zur Wurzel ie. *u̯eg- „weben, knüpfen“. Es bezeichnet ebenso wie Rocken und Kunkel sowohl ein Spinngerät als auch die davon abzuspinnende Menge Flachs oder Hanf. Es ist ein stabartiges Holzgerät, Spinnrocken oder Spinnwocken, um das beim Spinnen mit oder ohne Rad das zum Abspinnen bestimmte Material gewunden, gewickelt wird.
Wurde verwendet als Anrede hochgestellter oder adliger Persönlichkeiten, wie z. B. „Ihro Gnaden“, „Ihro Majestät“, und wird bei der Verwendung nicht gebeugt.
Für „wachsen, aufblühen, gedeihen, sich erfolgreich entwickeln“, auch „wirtschaftlich gedeihen, prosperieren“, wie „die Geschäfte florieren“.
Bedeutet „Fülle an Blüten“, „Blütenpracht“, und stammt ab von lat. flos (Genitiv floris) für Blume, Blüte; Beispielsätze sind „Der Frühling zeigt seine junge Flor“ oder „Der Saal war geschmückt mit üppigem Blumenflor“;
Flor, der, Hauptwort, steht auch für feines, durchsichtiges Gewebe, z. B. „ein zartes Kleid aus Flor“, und auch der „Trauerflor“, ein Band aus florartigem Gewebe, das als Ausdruck der Trauer am Arm, im Knopfloch oder am Hut getragen wird, oder an eine Fahne geknüpft wird.
Mit den Bedeutungsinhalten „beträchtlich, von nicht geringem Ausmaß“ („eine ziemliche Menge“) und „schicklich“ („ein ziemliches Betragen“),
als Adverb verwendet in der Bedeutung „sehr“, „fast“, „ungefähr“ („es ist ziemlich warm“, „das Vorstellungsgespräch verlief ziemlich gut“).
Für „ungeziemend, unschicklich, unangemessen“.
In zwei Verwendungsformen, nämlich „sich gehören, sich geziemen, sich schicken, sich ziemen“, z. B. „es ziemt sich, die Straßenschuhe bei Betreten der Wohnung auszuziehen“, „es ziemt sich nicht, vor dem Ende der Zeremonie zu gehen“.
Ahd. friunt (8. Jhd.), mhd. vriunt, für „Vertrauter, jmdm. innerlich verbundener Mensch“, „Freund, Nächster“, auch „Geliebter, Verwandter“; siehe hierbei auch die Nähe zum Englischen friend; ursprünglich bezeichnet es nicht nur den Menschen, der uns durch gegenseitiges Vertrauen und gegenseitige Zuneigung verbunden ist, sondern auch allgemein den Verwandten innerhalb einer Familie: „die ganze Freundschaft war eingeladen, versammelt“, „sie hat eine weitläufige Freundschaft“;
so bezeichnet Freundschaft in seiner grundlegenden Bedeutung vor allem ein „Vertrauensverhältnis“ und die „gegenseitige Neigung“ füreinander, von ahd. friuntscaf (8. Jh.), mhd. vriuntschaft, dort auch „Blutsverwandtschaft“; siehe auch freundschaftlich und freundlich, Eigenschaftswörter, von ahd. friuntlīh (11. Jh.), „herzlich, verbindlich“, einander „wohlwollend, freundlich“ gesinnt sein, wie auch „jemandem gewogen sein“; oder auch Freundlichkeit, die, Hauptwort, „herzlich-wohlwollendes Verhalten anderen gegenüber“;
dazu auch das verlorene Wort Anfreund, der, Hauptwort, für einen „Anverwandten“ (16. Jh.) oder ebenso verloren das Wort Angefreundete, Hauptwort, unter Verwendung in der Mehrzahl (die Angefreundeten) für „Verwandte“ (17. Jh.); verloren auch die Bedeutung des Wortes im Sinne von „jemandem einen Gefallen erweisen“, „eine Gefälligkeit ausführen“, ausgedrückt durch „Tut mir doch die Freundschaft und helft mir damit“ oder aber „Ich habe ihm viele Freundschaften erwiesen“; außerdem diente Freundschaft einst als Bezeichnung für eine „Gesellschaft, Zunft oder Innung“;
bezugnehmend auf das gegenseitige Zueinanderstehen: im Wort Freundschaft geht es damit ursprünglich um eine Verbindung zu anderen Menschen, ganz gleich ob verwandt oder bekannt, die auf der „liebevollen Wirkung des Umgangs miteinander“ beruht; hierbei steht der aufrichtige Umgang in Form von gegenseitiger Liebe auf rein seelisch-geistiger Ebene im Vordergrund.
„Ungebührliche Handlung oder Äußerung“, „Taktlosigkeit“, „Ungebührlichsein“;
ungebührlich, auch ungebührend, Eigenschaftswörter, „ungehörig, ungeziemend, anstößig, unverschämt, taktlos“.
„Ein Beitisch zur großen Tafel bzw. zum großen Eßtisch, meist für Kinder oder auch für Chauffeure“; ursprünglich wohl scherzhafter Ausdruck für den Fußboden der Stube, wo die Katzen ihr Essen fanden (vgl. Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache).
Allgemein zur Bezeichnung der „Einfassung einer Quelle“, aus der ein Brunnen entspringt; so auch „der Wasserversorgung dienendes Gebäude über einer Quelle“, sozusagen „die Stube, das Gemauerte“ eines Brunnens, aus der eine oder mehrere Quellen entspringen, um ihren Lauf zu nehmen;
wie in obiger Einleitung im Zitat von Johann Wolfgang von Goethe gerne einst in übertragenem Sinne verwendet: für die „geistige Brunnenstube“ des Menschen, aus der alles Geistreiche entspringt; er bezeichnet die „stillen Stunden“ als die Brunnenstube „aller gesunden, starken, kristallklaren, schöpferischen Gedanken, Worte, Taten“, als Quelle des „Schöpferischen, Guten, Edlen“, über die wir alle verfügen.
Weitere Redewendungen – im süddeutschen Raum – sind Dankes- und Grußformeln als Segen, wie „Vergelts Gott“ – „Segne es Gott“ oder „Pfiat di“, Kurzform für „Behüte dich Gott“. Auch das „Grüß Gott“ im süddeutschen Raum ist die Kurzform für „Grüße dich Gott“, „Möge dir Gott freundlich entgegenkommen“, „Gott segne dich“.
„Genieße mäßig Füll’ und Segen;
Vernunft sei überall zugegen,
wo Leben sich des Lebens freut.
Dann ist Vergangenheit beständig,
das Künftige voraus lebendig –
der Augenblick ist Ewigkeit.“
(Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), Schriftsteller, Dichter und Naturforscher, aus dem Gedicht „Vermächtnis“, 5. Strophe)
„Feierliche Zeremonie, rituelle Handlung, Sakrament“, ist eine besondere Form der Segnung von Menschen, aber auch zur Segnung von Orten und Dingen. Weihe geht auf das urgermanische weiha-, „heilig, geweiht“, zurück. Geweiht werden in Religionen und Naturkulten oft Menschen, die eine besondere Aufgabe haben, wie Priester, Schamanen, Könige. Die Einweihung von Gebäuden bedeutet meist die Zeremonie nach Beendigung der Bauzeit zur Übergabe des Gebäudes an seine vorgesehene Bestimmung.
Der Übergang zwischen Weihe und Segen ist fließend. So hing früher in vielen Haushalten an der Haustür ein Weihwasserkesselchen. Wenn man von den Großeltern wieder nach Hause fuhr, erhielt man von Großmutter ein Kreuzzeichen auf die Stirn, gezeichnet mit dem geweihten Wasser aus dem Kesselchen. Ein schöner Ausdruck für: Meine Gedanken und mein Herz sind bei dir – Gott schütze dich!
Ein Brauch, der sich an Ostern entwickelt hat, ist die Osterweihe oder Speisenweihe von Eiern, Osterbrot, gebackenem Osterlamm, Salz, Meerrettich, frischen Kräutern und Schinken. In der Osternacht oder am Ostermorgen tragen die Gläubigen Körbchen mit diesen Speisen zum Gottesdienst, die dort geweiht werden. Beim Osterfrühstück oder Ostermahl werden die geweihten Speisen unter den Tischgästen geteilt, so daß das Osterfrühstück in besonderer Freude genossen wird.