Die gefundenen Worte
Ahd. altfordoro, altfordaro, fordoro, mhd. altvordern, aus Grimms Wörterbuch: „unsere ehrlichen Altvordern“, „Sitten, Gebräuche und Gesinnungen unserer Altvordern“, „die Verdienste dieser nie genug zu schätzenden Altvordern“, „wie schnell erfährt ein junger Mann, dasz die Altvordern ihm zuvor gekommen“, „deines Stammes altvordere“, „altvordere rühmend erhöhen“; Bedeutung: „Ahnen, Vorfahren, Vorgänger, Voreltern“, „frühere, vorher hier gelebte, ältere Menschen, von denen man abstammt“, drückt die Wertschätzung der vorherigen Generation und ihren Leistungen aus, Verbindung mit den Ahnen durch gelebte Tradition; umgangssprachliche Verwendung: „wir feiern Weihnachten noch so, wie es die Altvorderen taten“; „die Altvorderen der Partei können mit dem Kurswechsel nur wenig anfangen“.
„Was an uns Original ist, wird am besten erhalten und belebt, wenn wir unsere Altvorderen nicht aus den Augen verlieren.“ (Johann Wolfgang Goethe (1749–1832), Dichter, aus „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ (1821-1829))
Zusammengesetztes Hauptwort aus „Stern“ und „Angel“:
Stern, der, Hauptwort, bezeichnet einen Himmelskörper (mit Ausnahme von Mond und Sonne), der am Nachthimmel als leuchtender Punkt wahrgenommen wird. In der Astronomie ist ein Stern ein selbstleuchtendes, aus heißen Gasen und Plasma bestehendes Gestirn. Von mhd. „sterre“, ahd. „sterro“, geht der Stern auf die indogermanische Wurzel „ster“ zurück für „ausbreiten“, „das am Himmel Ausgestreute“.
Angel, die, Hauptwort, bezeichnet neben der Angel (Haken) für den Fischfang auch die Türangel, also einen Holz- oder Metallstift, um den sich die Türflügel drehen, oder verallgemeinert einen Angelpunkt bzw. Drehpunkt, um den sich die Tür (oder alles) dreht.
Der Angelstern ist die frühere Bezeichnung für unseren Polarstern oder auch Nordstern. Dieser ist nur auf der nördlichen Halbkugel der Erde zu sehen, denn er befindet sich genau in der Verlängerung unserer Erdachse auf Seiten des Nordpols. Da er dort sitzt, sieht es von uns aus betrachtet so aus, als sei er der Ruhepunkt, der Angelpunkt an unserem Himmelszelt, um den sich alle anderen Sterne und Sternbilder drehen. Der Polarstern dient/diente als Orientierungshilfe insbesondere in der Schiffahrt.
Der Angelstern ist ausgehend vom Sternbild „Großer Wagen“ zu finden. Die Hinterachse des „Großen Wagens“ fünfmal verlängert – dort prangt der Angelstern am Himmel.
Etwas jmds. Ermessen überlassen, sich jmdm. Anheimgeben
Bekannt schon im Mittelalter, die Redewendung „sich anheischig machen“ seit dem 17. Jahrhundert. Bedeutung: geloben, auf sich nehmen, sich erbieten, sich verpflichten, sich anbieten. Das alte Verb (er)heischen bedeutet: anstreben, anziehen. Wir kennen es vielleicht noch in der Form „Beifall heischen“, also auf Beifall warten, ein Lob provozieren. Nebenformen: „antheysick“, „hantheyssig“, „anheizzig“, „einheischig“. Unter Anlehnung an „heischen“ zu mittelhochdeutsch antheizec = verpflichtet, und zu mittelhochdeutsch, antheiz = Gelübde. „er machte sich anheischig, mit dem gröszten Theile des königlichen Kriegsheeres zu ihnen überzugehen.“ (Graff 4, Bd. 1, Sp. 3741087)
schick, außergewöhnlich
Arbeit, „körperliche und geistige Tätigkeit eines Menschen“, ahd. arbeit, arbeiti: „Ertrag der Arbeit, Mühsal, Anstrengung, Plage“, die man freiwillig auf sich nimmt (8. Jh.), mhd. ar(e)beit: „Mühsal, Not, Mühe“, auch „Kampfesnot“. Das Wort Arebeit erfuhr neben der Bedeutung „Arbeit“, Betätigung eines Menschen, eine Steigerung hin zu einer negativen Bedeutung im Sinne von „Mühsal, Anstrengung, Not“.
schlecht, schlimm, böse, bösartig; als Verstärkung groß, stark
Schmeichler, Schönschwätzer
1) flaches, feuchtes, am Wasser gelegenes Gelände, oft mit Büschen und einzelnen Bäumen bestandene Wiesen; 2) vorwiegend höchstalemannisch: weibliches Schaf
über seinen Verhältnissen lebend
VERDREHTES WORT
Dieses Wort steht symbolisch für eine ganze Zeitepoche in der deutschen Philosophie, bei der es um die Erforschung von Selbstständigkeit im Denken und Handeln ging. Hierzu ein Zitat von Immanuel Kant, dem „Vater“ der Aufklärung:
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!
ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
(zitiert nach: Immanuel Kant (1724–1804), „Was ist Aufklärung? Ausgewählte kleine Schriften“, hrsg. von Horst D. Brandt, Hamburg 1999, S. 20–22)
Aufklärung ist also ein Wort, das die Fähigkeit beschreibt, selbstständig und unabhängig von der Meinung anderer zu denken. Eine Fähigkeit, der in der damaligen Zeit große Bedeutung beigemessen wurde. Mit dem Verschwinden des Wortes in dieser Bedeutung scheint jedoch auch dieses Vermögen immer weiter verlorenzugehen. Das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung und das selbstständige Denken sind rar geworden. Gleichzeitig brauchen wir beides dringend, um einen Weg durch den Dschungel aus Informationen und Meinungen zu finden, die auf uns herniederprasseln.
Wenn das gelingt, können wir aufatmen und auch den anderen in Seinem So-Sein und Anders-Sein wieder wahrnehmen. Wir können einander unterschiedlich sein lassen im Denken, Wahrnehmen, Fühlen und Handeln. Damit lernen wir aus jeder Begegnung Wesentliches für unser eigenes Sein und Leben. Das Leben wird wieder zur „Lebensschule“.
„Es gibt nur eine Wahrheit!
Wie?
Sind denn alle anderen un-wahr?
Wahr-nehmen
Das, was ich erlebe
Für wahr halten
Das Wahr-nehmen des Anderen
Für wahr nehmen
Vielleicht erschließt sich
Aus diesem Akt der
Liebe
Auch
Wahrheit.“
(Gedicht von Elisabeth U. H. Westermann)
„Auf-Klärung“
Es ist ebenfalls interessant, dieses Wort in seinen Bestandteilen „wahrzunehmen“: etwas geht „auf“, ich kann mich „erklären“ und ich kann Situationen „klären“, denn dadurch, daß ich frei bin in meinem Denken und Wahrnehmen, kann ich das Denken und Wahrnehmen des anderen ebenfalls „für wahr nehmen“. So findet innerhalb eines Gesprächs wieder ein „wahrhaftiger“ Austausch und damit auch Aufklärung statt.
Es wird Zeit, dieses wunderbare Wort in seiner ursprünglichen Bedeutung wieder auferstehen zu lassen! Aufklärung – Freiheit – und gleichzeitig unabhängige Bezogenheit auf den anderen: der „Zustand von Liebe“.
„Weh über die Führer der Nationen
Die Henker im Frack, die Mörder auf Thronen!
Sie machen Geschichte, sie spinnen Netze,
Mit Hilfe der Presse, der feilen Metze.
Wenn faul Republiken und Monarchien,
Nach Freiheit und Aufklärung wird geschrien,
Dann heißt einen schneidigen Krieg erzeugen,
Der Revolution noch schnell vorzubeugen.
Dann treiben die Hirten die Herden zur Weide,
Zum Kampffeld hinaus, rum tollt euch im Streite!
Kühlt euer Mütchen, ein Volk am andern,
Uns aber laßt den Herrenpfad wandern!
Das tötet und würgt uns und wird getötet,
Die ganze Welt ist von Blut schon gerötet,
Sie kämpfen verzweifelt, Mann gegen Mann,
Hat keiner was dem andern getan.
Was hat euch, ihr Völker, mit Blindheit geschlagen,
Wann wird es in euren Gehirnen tagen,
Wann dringt in eure Seelen das Licht
Der echten Freiheit, die liebt, nicht ficht?“
(Emerenz Meier (1874–1928), deutsche Dichterin und Erzählerin, „Weh über die Führer der Nationen“)
„Es wölkt auf“, „es wölkt sich auf“ im Sinne von „es bewölkt sich“, „es ziehen Wolken auf“; auch in der Bedeutung von „wie eine Wolke in die Höhe fliegen, nach oben gelangen“; „aufgewölkter Rauch, Nebel, Staub“ für Rauch (u.a. von Tabak), Nebel oder Staub, der sich in Wolken aufgezogen hat; aufwölken als Bezeichnung für etwas, das „nach oben auffliegt, sich aufschwingt, aufsteigt“ oder „sich erhebt“, auch für „aufwirbeln, verstauben, vernebeln“.