Die gefundenen Worte
Ist ein den Heuschrecken verwandtes, geflügeltes Insekt, das wir zumeist vom Hören her kennen. Die Sommernächte klingen durch das Musizieren und Zirpen der Grillen, das Zirpen entsteht durch das Aneinanderreiben der Vorderflügel. Der Name des Insektes ist aus dem Lateinischen, grillus für „Heuschrecke, ins Deutsche gewandert, mhd. grille, ahd. grillo, und ist ein lautnachahmendes Wort.
Grille, die, Hauptwort, wird seit dem 16. Jahrhundert auch in der Bedeutung „Marotte, Tick, Laune, Skurrilität, dummer Einfall“ verwendet; in der Mehrzahlform, Grillen, bedeutet es auch „düstere Gedanken“. Diese beiden Bedeutungsinhalte sind heute weitgehend verlorengegangen.
Mhd. grim, mnd. grimme, bedeutet „Wildheit, Zorn, heftige Wut“.
„mit den Zähnen knirschen“, „Schmerzen verursachen“, „brüllen“, oder auch ergrimmen, Tätigkeitswort, „zornig werden“, „jemanden zornig machen“.
„Bauchgrimmen haben“ ist eine heute noch übliche Verwendung von grimmen und steht für „Bauchschmerzen haben“, auch im übertragenen Sinne für „Unbehagen empfinden“
Vor Wut bebend, was sich in der Sprachäußerung widerspiegelt
Bedeutet heute noch „Großmut besitzend, großherzig, verzeihend“.
Bedeuten „Großherzigkeit, Großzügigkeit, verzeihendes Wesen/Gemüt“;
Großmut zeigen bedeutet also, „auf etwas verzichten, was einem zusteht“, „auf etwas zugunsten eines anderen verzichten“, „etwas großzügig verschenken“, „keine Rache, keine Vergeltung üben“, „als Sieger nicht die überlegene Position ausnutzen“.
Wir benutzen sie täglich – und doch wissen die wenigsten von uns um ihre ursprüngliche Bedeutung. Wir vermuten: Viele Worte sind der deutschen Sprache in ihrer tief spürbaren Klarheit verlorengegangen, weil ihre Bedeutung verdreht und verändert wurde. Unsere Wortfinderin Christa ist den Ursprüngen der Worte gut, böse und schlecht gefolgt und war wieder einmal erstaunt, was sie im Althochdeutschen bedeuteten: Gut stammt vom althochdeutschen Wort guat ab und bedeutete „in ein Gefüge passend“. Die moralische Bedeutung, welche die Kirche dem Wort gab, hat nichts mehr mit seinem ursprünglichen Sinn zu tun. Böse leitet sich vom althochdeutschen bōsi ab und bedeutete soviel wie „aufgeblasen“ oder „geschwollen“. Etwas Aufgeblasenes passt natürlich auch nicht mehr ins Gefüge. Schlecht, von althochdeutsch sleht, ursprünglich bedeutete es „glatt“, „eben“; schleichen leitet seinen Sinn ab von „leise gleitend gehen“; Bedeutungswandel über die spätmittelhochdeutsche Bedeutung „einfach“, „schlicht“.
Beurteilung von etwas, das ratsam, richtig, erstrebenswert scheint
„Stoffetzen“ (15. Jh.), auch „Lumpensammler, zerschlissen gekleideter Mensch“, Schimpfwort für „Landstreicher, Gauner“; von hader ahd. hadara „Lumpen, Lappen“ (10. Jhd.), mhd. hader „zerrissenes Stück Zeug, Lumpen, Lappen“, mit Nachsilbe „l“ mhd. hadel „zerrissenes Stück Zeug“; auch Lump, „gesinnungsloser Mensch, Gauner, Landstreicher“, auch „Mensch in schlechter, zerschlissener Kleidung“ (17. Jh.), gelegentlich „Lumpe“ (18. Jh.), Redewendung „sich nicht lumpen lassen“: „sich großzügig, freigebig zeigen“; „sich nicht für einen Lump halten lassen“, „sich nicht einen Lump nennen lassen“, dazu auch lumpen, „schlaff herabhängen, verlottert leben“, auch Lumperei, „Betrügerei, üble Handlungsweise“ (16. Jhd.), „armselige Nichtigkeit“ (18. Jhd.). „Haderlump her und Haderlump hin Und ich hab cin’ schön’ Schaß, Die heißt – Haderlumpin.“ (Franz Stelzhamer (1802–1874), Gedichte in obderenns’scher Volksmundart, 1846) „Mit Haderlump und Flederwisch, Ihr Knecht und Mägde, immer frisch! Daß nirgendwo ein Stäubchen klebt, Auch nirgend eine Spinne webt.“ (Robert Ernst Prutz (1841) „Von der Pumpe, die nicht mehr hat piepen wollen“ in Als der Großvater die Großmutter nahm (1885)) „Freund, wer ein Lump ist, bleibt ein Lump, Zu Wagen, Pferd und Fuße; Drum glaub' an keinen Lumpen je, An keines Lumpen Buße.“ (Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), Dichter, aus Nachlese, Zahme Xenien 8)
Bezeichnet „einen Wald, ein kleines Waldstück“ und auch „eine Hecke aus Dornengebüsch, ein Buschwerk“. Darüber hinaus wird auch „das von einer Hecke umfriedete Gelände“ als Hag bezeichnet. „Gehege“ und „hegen“ sind mit Hag verwandt. Da im Mittelalter und auch noch später bewohnte Orte oft mit einem Hag eingezäunt und gesichert wurden, findet sich Hag auch heute noch oft in Ortsbezeichnungen als Endung „-hag“ oder „-hagen“.
„,Denn‘, klagte sie, Thränen in den Augen, ,in jenem heißen Lande müßt’ ich elend verschmachten vor Heimweh nach den Meinen, nach den Nachbarn, ja nach Berg und Hag und See, der Waldblume gleich, welche man aus ihrem Moorgrund in trocknen Sand verpflanzte.‘“
(aus „Bissula“ von Felix Dahn (1834–1912), Verlag Breitkopf & Härtel)
„Weiter ging’s durch Feld und Hag
mit verhängtem Zügel;
lang mir noch im Ohre lag
jener Klang vom Hügel.“
(Nikolaus Lenau (1802–1850), Schriftsteller; letzte Strophe des Gedichtes „Der Postillon“)
„Kauziger, älterer Junggeselle“; Junggeselle aus Überzeugung oder Sonderling (Übersetzung im derzeitigen Sprachgebrauch: „Single“); Zusammensetzung aus althochdeutsch Hag („kleines, umfriedetes Gut“) und -stalt (besitzend): immer der älteste Sohn bekam das Erbgut, die jüngeren Söhne wurden nur mit Nebengütern bedacht – doch diese Nebengüter waren oft so klein, daß sie ihre Familien damit nicht ernähren konnten; so musste der Besitzer eines solchen Gutes unverheiratet bleiben. Ein Hagestolz kann auch „ehescheu“ (ein sog. „Misogamist“) sein und der Ehe ganz und gar abgeneigt. Der Begriff setzt sich aus hag („ein mit Hecke umfriedeter Bereich“) und mittelhochdeutsch stalt („stolz“) zusammen (nicht zu übersetzen mit „hochmütig“, sondern mit „Gestalt“). „bald dünkt dichs gut, bald nicht, ein hagestolz zu bleiben.“ „dem alten freiherrn von Chrysant wagts Amor einen streich zu spielen. für einen hagestolz bekannt, fieng, um die sechzig, er sich wieder an zu fühlen.“ „und sich als hagestolz allein zum grab zu schleifen, das hat noch keinem wohl gethan.“ „ein hagestolz ist schwerlich zu bekehren.“