Die verlorenen Worte
Feinsliebchen
Bekannt aus dem Lied „Horch, was kommt von draußen rein…“ (Text und Melodie: aus Baden, 19. Jhd.)
D’ Leute haben’s oft gesagt, hollahi, hollaho! Daß ich kein fein’s Liebchen hab, hollahijaho! Laß sie red’n, ich schweig’ fein still, hollahi hollaho! Kann doch lieben, wen ich will, hollahijaho! Wenn ich dann im Himmel bin, hollahi, hollaho! Ist mein Liebchen auch darin, hollahijaho! Denn es ist ein alter Brauch, hollahi, hollaho! Was sich liebt, das kriegt sich auch, hollahijaho!
Bedeutung: „Feinsliebchen“, „feins Liebchen“ oder „feines Liebchen“ – Wörter, die den Traum an ein schönes, romantisches und feinsinniges Deutschland beschwören. Mindestens sechsundzwanzig Mal kommt das Wort „Feinsliebchen“ in „Des Knaben Wunderhorn“ der Verfasser Clemens Brentano und Achim von Arnim vor (erschienen von 1805 bis 1808). Es wurde im 19. Jahrhundert häufig in der Lyrik verwendet, darunter auch als veraltetes Synonym für den Begriff „Geliebte“. 1893/94 verfasste z.B. Johannes Brahms ein wohl bekanntes Volkslied mit dem Titel: „Feinsliebchen, du sollst mir nicht barfuß geh‘n“. Der gedachte mysteriöse Zusammenhang zwischen deutschen Frauen und dem alten schönen Klang war nirgendwo anschaulicher als beim „Feinsliebchen“. Das Wort wurde begeistert aufgenommen, nachdem es einmal mit dem „Wunderhorn“ Zugang zur dichterischen Welt erhalten hatte. Heinrich Heine übertrifft in seinem lyrischen Band „Buch der Lieder“ (1827) Arnim und Brentano noch mit der Zahl seiner „Feinsliebchen“: „Feins Liebchen weint; ich weiß warum, und küß’ ihr Rosenmündlein stumm.“ Auch ihm sagt man nach, er hätte viele „Feinsliebchen“ gehabt.
Heute dürfen wir das Wort „Feinsliebchen“ für uns in all seinem feingliedrigen, romantischen Ausdruck fernab jeden Klischees verwenden. Es zeigt sich wie ein romantischer Ruf aus zauberhafter Ferne und bezeichnet heute wie damals unsere große Liebe, unser „Herzallerliebstes“, unser „Feinsliebchen“ aus tiefster inniger Verbindung und Zuneigung.
Weitere Verwendung:
„Was soll ich länger weilen, Daß man mich trieb‘ hinaus? Laß irre Hunde heulen vor ihres Herren Haus! Die Liebe liebt das Wandern, Gott hat sie so gemacht – von einem zu dem andern – Fein Liebchen, gute Nacht!“
(Wilhelm Müller, „Winterreise“, 1823)
„Es stehen zwei Sternlein an dem Himmel, scheinen heller als der Mond , Der ein’ scheint vor Feinsliebchens Fenster, Der andere vor die Kammerthür.“
(Georg Büchner, „Dantons Tod“, 1835)