Die verlorenen Worte
Gemach
Von ahd. gimah: „passend, geeignet, bequem“ (8. Jh.), mittelhochdeutsch (mhd.) gemach: „bequem, ruhig, langsam“, im Sinne von „was sich gut fügt, was zusammenpaßt“ – und gemächlich, Eigenschaftswort, „langsam, ruhig, behaglich“ oder „behutsam, vorsichtig, gemütlich“, althochdeutsch gimahlīh: „bequem“ (11. Jh.), frühneuhochdeutsch (frühnhd., 14.-17. Jhd.) auch gleichbedeutend mit „allmählich”; siehe auch Gemächlichkeit, die, Hauptwort (16. Jh.), für „Bummelei, Gelassenheit, Gemütlichkeit, Trödelei“, oder das Gemach für „Wohnraum, Zimmer“, ahd. gimah, als Hauptwort: „Vorteil, Bequemlichkeit, Annehmlichkeit“ (9. Jh.), mhd. gemach, übertragen: „Ort, wo man Ruhe und Bequemlichkeit findet, Zimmer, Wohnung“, „wo man sich pflegt“, Substantivierung des Eigenschaftsworts (siehe oben); die alte Bedeutung „was sich gut fügt“ ist noch in der Verneinung Ungemach, das, Hauptwort, für „Unruhe, Unbehagen, Verdruß, Kummer, Leid“, mhd. ungemach, bewahrt; vgl. ahd. ungimah, Eigenschaftswort: „unpassend“ (8. Jh.); „Ein niedriges, hohes, geräumiges, helles oder freundliches Gemach.“ (Schlafgemach, Wohngemach, Frauengemach, das „heimliche Gemach“ für „Abort“) „Gemach, gemach!“ (im Sinne von „Langsam! Nichts überstürzen!“) „Das Pferd geht einen gemachen Schritt.“ „Sô trage ich ungemache sorge under mîner brust.” (Flore, 1852) „Ich weisz, wer auf zwei stühlen sitzt, der sitzt nicht sehr gemach.“ (Weisze, op. 3, 232 – „Ärntekranz“ II, 10)