Die verlorenen Worte
gleisnerisch
Heuchlerisch, falsch; seine wahren Absichten verbergend; auch zur Charakterisierung „bigotten Verhaltens“; von mittelhochdeutsch glisnere (glīsenære, „Heuchler“), und mhd. gelîchesen („heucheln“); von gleichsnen bzw. gleissen („glänzen, strahlen, leuchten, hell scheinen; oft im übertragenen Sinne von Gegenständen oder Personen gesagt, deren Erscheinung / Wirkung mit einer Lichterscheinung verglichen wird: „glänzend erscheinen, äußeren, falschen Glanz ausstrahlen, blenden“); „heucheln, gleisnerisch handeln“, d.h. auch „mit betrügerischer Absicht, schmeichelnd, schöntuerisch, falsch reden“; siehe auch „der Gleisner“, Hauptwort: „der Heuchler“, eine Person, die eine Meinung oder Einstellung nur vortäuscht, aber nicht wirklich vertritt oder die zur Erreichung von Anerkennung oder von Vorteilen falsche Tatsachen, besondere Fähigkeiten und Qualitäten (u.a. Gelehrsamkeit, vor allem: Frömmigkeit) vortäuscht oder suggeriert; Schmeichler, Blender, Gaukler; und auch: „die Gleisnerei“, Hauptwort: Heuchelei, „falsche, heuchlerische Tat“; „Falsch. [...]. Do sich einer anders stellt, den ers meinet, ein Gleisner heist Falsch. (Martin Luther: 1539) „Glyßnerisch / durch falschen scheyn.” (Maaler: 1561) „Es ist heilsam und hat kein gleisnerischen zusatz odder falsche meinung.“ (Martin Luther: 1531) „Sie kommen gleisnerisch die Laffen! Bekriegen uns mit unsern eignen Waffen.“ (Johann Wolfgang von Goethe, Faust II, 1832)