Die verlorenen Worte

klauben

2021
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klauben, Tätigkeitswort: von ahd. klūbōn, mhd. klûben, klouben: „mit den Fingern oder Zähnen langsam, mühsam, sorgsam losmachen, herausmachen, aufnehmen, aussuchen, sammeln“; „einzeln oder stückweise zusammensuchen, auflesen“, „von der Schale befreien“, auch „das Unreine aus den Erbsen herausklauben“, „Wolle klauben“; Bildungen mit „ab-, auf, aus-, heraus-, herum-, zusammenklauben“; „das Gute vom Schlechten absondern“; lange über etwas klauben: in der Bed. von „grübeln“; „sich geistig sammeln, in sich gehen“; die Klauberei, Hauptwort: „ins einzelne gehende Arbeit“, „mühsame Kleinarbeit“ (18. Jh.) und der Klauber, Hauptwort: „derjenige, der klaubt“ (vgl. mhd. würfelkloubære: „Würfelspieler“) – der Erzklauber im Bergbau; der Wortklauber, Hauptwort: „wer mit dem eigenen Wort oder dem eines anderen kleinlich umgeht“, „Sprachpedant, Nörgler“, abschätzig für einen Sprachgelehrten; davon vor allem die Wortklauberei, Hauptwort: „kleinliche, engstirnige Auslegung eines Textes, übertriebenes, spitzfindiges Festhalten am Wortlaut“, „Silbenstecherei“. „Der herbst ihm bringt sein obs und trauben, dasz ers mit unzahl mag abklauben.“ (Johann Baptist Friedrich Fischart (1546-1591), Schriftsteller und Dichter) „dein herbst giebt trauben seltner art, hier kanst du pressen oder klauben.“ (Johann Christian Günther (1695-1723), Lyriker) „Einige leichtfertige wortklauber wollen ohnedem in dem obigen ausspruche eine pralerey ... finden.“ (Johann Joachim Schwabe (1714-1784), Gelehrter, Bibliothekar und Philosoph, Ausspruch von 1741) „Mars darf (bedarf) keinen advocaten ... keinem hat er nichts gestohlen, dann er nam es unverholen ... was er von der strasze klaubet, ist gefunden, nicht geraubet.“ (Friedrich von Logau (1605-1655), Dichter und Grammatiker des Barocks)
Zu finden in: Verlorene Worte