Die verlorenen Worte

kraftbeseelt

Eigenschaftswort
2022
22-05

Verbindung aus Kraft und beseelt, „von Kraft beseelt, durchströmt, belebt, energiegeladen, mit Tatendrang beseelt“;

die Kraft, Hauptwort, „Stärke, Wirksamkeit, Fähigkeit“, ahd. kraft: „Stärke, Vermögen, Macht, Tugend, Fähigkeit“ (8. Jh.), mhd. kraft:„Stärke, Heeresmacht, Menge, Gewalt, Fülle“; rechtssprachlich ahd. kraft: „Gültigkeit, Wirksamkeit“, sowie „rechtskräftig, in Kraft treten, sein, bleiben, außer Kraft setzen, treten, bleiben“. Neuzeitlich (18. Jh.) vielfach auf den Menschen bezogen als „Träger der Kraft“;

beseelen, Tätigkeitswort, „mit einer Seele versehen“ (17. Jh.), im übertragenen Sinne „mit Inhalt, mit Leben, mit Gefühl erfüllen“;

die Seele, Hauptwort, „der unsterbliche spirituelle Teil des Menschen“, „Gesamtbereich der menschlichen Empfindungen und des Erlebnisvermögens“, ahd. sēla (8. Jh.), mhd. sēle. Man vermutet im germ. eine Ableitung „die vom See Herstammende, zum See Gehörende“, die alten Germanen glaubten, daß die Seelen der Menschen vor der Geburt und nach dem Tod im Wasser leben sollten. Ob dieser Glaube allgemein verbreitet war, bleibt fraglich.

 

 „Du bist der Sonne Prangen, du bist des Mondes Milde;

Jupiter’s Schönheit bist du, die glänzt aus deinem Bilde.

 

Nun strahlt die Welt und leuchtet in deinem Widerscheine,
Und wird von deinen Lippen zum blühnden Rosenhaine.

 

Dein Antlitz lächelt Güte, und Kraft beseelt dein Wesen,

Gedicht, darin erhaben dein Schöpfer ist zu lesen.“

(Friedrich Julius Hammer (1810–1862), aus: „Unter dem Halbmond. Ein osmanisches Liederbuch, S. 28. Leipzig F. A. Brockhaus 1860)

Zu finden in: Verlorene Worte