Die verlorenen Worte

Laffe

der
Hauptwort
2021
44

„Eitler Mensch, Geck“ (15. Jh.); mhd. laffen: „lecken“, oder im Sinne von „Gaffer mit offenem Mund“, vorgestellt als ein Mensch, „der mit offenem Munde, hängender Lippe gafft“; Übertragung zu frühhd. Laffe: „Hängelippe, Maul“; auch Jugendsprache vor 1900 für „Mann“. Laffe gehört zur Wortgruppe von labbern, Lappen, läppisch, „schlaff herabhängen(d)“; Bezeichnung bis Ende des 18. Jh. für einen „jungen, faulen, unerzogenen Menschen“; aber auch Kraftausdruck zur Kennzeichnung „geistigen Unvermögens“ eines literarischen Gegners; Weiterbildung zu Schimpfwörtern wie Läffel, Leffel, Löffel (15. Jh.) und Rotzlöffel (16.Jh). „Die am Arme seichter Laffen Blähend mit dem Fächer ficht, Nimmer satt sich zu begaffen? – Meine Minna ist es nicht.“ (Friedrich von Schiller (1759–1805), „An Minna“, aus der Sammlung Gedichte, 1776-1788) „Wenn wir den Krieg gewonnen hätten, dann wäre jedermann Soldat. Ein Volk der Laffen und Lafetten! Und ringsherum wär Stacheldraht!“ (Erich Kästner (1899–1974), „Die andere Möglichkeit“, 1930) „Ich lache ob den abgeschmackten Laffen, Die mich anglotzen mit den Bocksgesichtern; Ich lache ob den Füchsen, die so nüchtern Und hämisch mich beschnüffeln und begaffen.“ (Heinrich Heine (1798–1856), „Fresko-Sonette an Christian S.“, 1821)

Zu finden in: Verlorene Worte