Die verlorenen Worte

Lenz

der
2022
22-11

Der Lenzing, „Frühling, Frühjahr“ aber auch „März“, leitet bereits seit dem 15. Jh. die erste Zeit des Jahres ein; bedeutungsgleich wird er auch Lenzel (Eschenb. B. I. 3279.) genannt.

Der Lenzing wird seit dem 18. Jh. in der Dichtersprache, in der Verkürzung, nur noch als Lenz niedergeschrieben. Jedes Jahr am 20. März ist es wieder so weit: Ein neuer Zyklus beginnt und wir freuen uns auf den Beginn des Frühlings. „Hurra, hurra, der Lenz ist da!“
Die Lenznächte werden kürzer, die Tage langsam länger. Die Erde erwacht aus ihrem Winterschlaf und aus dem noch kühlen, kalten Nass sprießen die ersten Blütenknospen. Bald werden sie ihr Blütenkleid, ihre Lenzblüthen in voller Lenzespracht zeigen. Die Schlagen ziehen ihren Lenzenbalg aus und zeigen ihre frische Haut. Wir beginnen die Lenzwochen, Fastenwochen. Es wird uns Menschen und der Natur wieder frische Lenzluft eingehaucht. Welch Lenzesentzücken unser Herz beglückt und lacht, mit Anblick auf dieses prachtvolle Naturgeschmeide, dem Lenzschmuck.

Lenz, der, Hauptwort, „Frühjahr, Frühling“, ahd. lenzo (um 1000), mhd. lenze, mnd. lente, frühnhd. nhd. Lenz (15. Jh.), gleichbedeutend ahd. (11. Jh.), mhd. langez.

Lenzschmuck, der, zusammengesetztes Hauptwort aus Lenz und Schmuck (Beispiel), „Geschmeide, Verzierung“ (16. Jh.), mnd. smuk: „dem Körper anschmiegendes“, „von prächtiger, wertvoller Kleidung“, älter gesmuc (15. Jh.); verwandt mit ahd. smocko: „Untergewand“ (um 1000), mhd. smuc, „Umarmung, Anschmiegen“.

 „Glücklich, wem die stille Freude
Heiliger Natur genügt:
Seht, wie rings ihm Kränze blühen,
Wie ihm Lenz und Maiflur glühen,
Wie der Himmel vor ihm liegt!“

(Karl Reinhard (1769–1840), „Über Alles die Liebe“, aus: Gedichte, Altona, 1819)

 „In ihr mit mächt’gem Waldesrauschen
Der Lenzluft erster Athemzug; –
Ihr eine Stunde stumm zu lauschen,
Ist für das Leben Glück genug.“

(Adolf Friedrich von Schack (1815–1894), aus: „Gesammelte Werke des Grafen Adolf Friedrich von Schack“, Stuttgart 1883)

 „Sie schwuren sich keine Liebeseide,
Sie sagten ihr Glück nicht leise noch laut,
Nur die duftige Lenznacht hat sie Beide
Die Hände falten und beten geschaut.“

(Karl Isidor Beck (1817–1879), „Sie sagten ihr Glück nicht leise noch laut“,
aus: Perlen deutscher Lyrik, S. 23, Regensburg, 1871)

 „In Lenzespracht, in Waldesnacht,
Der Finke schlägt, der Kuckuck lacht,
Maasliebchen blüht und Flieder bunt,
Und wilde Ros’ im Waldesgrund.“

(Helene von Engelhardt (1850–1910), „Überreich“, aus: Baltische Dichtungen,
hrsg. Freifrau von
Staël-Holstein, Verlag von L. Hoerschelmann (S. 337–338), Riga 1896)

 „Und ladet sie grüßend zu duftigem Flieder,
Zu Mondscheingeflüster mich Glücklichen ein,
In Lenzesentzücken gleich ist es mir wieder,
Als müßte sie selber der Frühling sein.“

(Karl August Förster (1784–1884), aus: „Liebesglück“, Gedichte von Karl Förster,
hrsg. Von Ludwig Tieck, Band 1, S. 163–164, F. A. Brockhaus, Leipzig, 1843)

Lenz

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