Die verlorenen Worte

liebkosend

Eigenschaftswort
2021
32

Von liebkosen: streicheln, zärtlich sein; jmdm. sein starkes Gefühl der Zuneigung durch vertrauliche Zärtlichkeiten ausdrücken kosen, Tunwort: zärtlich sein, streicheln. Herkunft aus dem Lateinischen von causārī, spätlat. auch causare einen Grund vorbringen, vorschützen, ablehnen, Klage führen (mit volkstümlicher Aussprache des au als ō) wird ahd. kōsōn sprechen, reden, erzählen (9. Jh., bikōsōn, 8. Jh.), mhd. kōsen sprechen, plaudern entlehnt. Dieser Vorgang muß sich vor den Erstbezeugungen vollzogen haben, da sich das ahd. Tunwort semantisch weit vom lat. Ausgangswort entfernt hat; aus bei einer Streitsache gewandt reden, argumentieren wird bloßes reden, erzählen. Das selten bezeugte Hauptwort ahd. kōsa bedeutet Gespräch, Erzählung (9. Jh.) und steht semantisch unter dem Einfluß des Tunworts. Frühnhd. kosen erhält auch den Sinn liebhaben, streicheln, wird jedoch im 17./18. Jhdt. selten. Daneben steht die Zusammenrückung liebkosen streicheln, zärtlich sein, mhd. liepkōsen jmdm. zuliebe sprechen, traulich, liebevoll reden, dann auch schmeicheln, aus der im 18. Jh. einfaches kosen in seiner heutigen Bedeutung neu belebt bzw. rückgewonnen wird. Kosename, Hauptwort: liebevolle, vertrauliche Anrede (19. Jhdt.) „Auf den Bergen lag dichter bläulicher Herbstnebel; er schien liebkosend festgehalten zu werden in den unzähligen Wipfeln der Buchen und Eichen…“ (aus: „Trotzige Herzen“, Roman von W. Heimburg, Die Gartenlaube 1897) „Wer denn anders als du?“ antwortete liebkosend das Kind. „Liebt mich denn wohl Jemand auf Erden gleich dir, du liebe freundliche Mutter?“ (Deutsches Lesebuch, George J. Adler, Heinrich Gottfried Ollendorff, 1869)

Zu finden in: Verlorene Worte