Die verlorenen Worte

wallen

2021
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wallen, Tunwort, hat zwei Bedeutungen, die anscheinend etymologisch nicht miteinander verwandt sind. Das erste wallen bedeutet sprudeln, bewegt fließen, im Winde flattern: von wallan (ahd.), aufwallen, sieden, kochen, aufbrausen, hervorsprudeln. „Walle! walle Manche Strecke, Daß, zum Zwecke, Wasser fließe Und mit reichem, vollem Schwalle Zu dem Bade sich ergieße.“ (Johann Wolfgang von Goethe, Ballade „Der Zauberlehrling“, 1797) Das zweite wallen bedeutet von Ort zu Ort ziehen, auf der Walz sein, wandeln, daher leitet sich auch das heute noch gut bekannte wallfahren ab. Die Grundbedeutung von Ort zu Ort ziehen überwiegt in der älteren Sprache: wallōn (ahd.), wandern, reisen, wandeln, ziehen, pilgern, gehen, umhergehen, umherziehen, fortschreiten, sich ausbreiten. „Wallfahrer ziehen durch das Tal mit fliegenden Standarten. Hell grüßt ihr doppelter Choral den weiten Gottesgarten. Wie gerne wär’ ich mitgewallt, ihr Pfarr’ wollt mich nicht haben! So muß ich seitwärts durch den Wald als räudig Schäflein traben, valeri, valera, valeri, valera, als räudig Schäflein traben. (3. Strophe des Frankenlieds, Text: Joseph Victor von Scheffel, 1859)
Zu finden in: Verlorene Worte