Die verlorenen Worte
Zierat, Zierath
Von fnhd. / mhd. zierōt und ziere, mit der Endsilbe -at/-ath (siehe auch Bildung von Heimat(h) oder Heurat(h)): „Verzierung, Ausschmückung, Garnitur, Schnörkel“, „schmückendes Beiwerk“, „etwas, das zur Verschönerung eines Dinges von außen hinzu kommt“; „Zierathen an Säulen und Gesimsen, an Tischlerarbeit, an den Glocken, an einem Gebäude“, „ein Zimmer mit Zierathen überladen“; auch im Sinne von „seelischem und geistigem Schmuck, Rang, bevorzugte gesellschaftliche Stellung“: „der herrliche zierat und wolstand der wahrheit und gerechtigkeit“ oder „Schmuckformen des Sprachstils“: „alle zierahten der redekunst“. „… als habe gott ... die gestirne blosz zur zierath ... an das firmament des himmels gesetzet.“ (Johannes Praetorius (1630–1680), Schriftsteller, „Winter-Flucht der nordischen Som[m]er-Vögel“, 1678) „Es nennen nicht allein die vätter, sondern auch die mütter ihre kinder ihr geschmuck und zierath.“ (J. v. Münster, „Tractat. de polyteknia“, 1593) „zierrathen, oratorische oder oratorische blumen, heiszen in der beredsamkeit gewisse züge und redensarten, welche viel dazu beytragen, dasz eine rede angenehmer, durchdringender und überzeugender werde. hierzu rechnet man sinnreiche gedanken, rührende ausdrückungen, angenehme figuren, kühne metaphoren und eine wohlklingende setzung der wörter.“ (Johann Christoph Gottsched (1700–1766), u.a. Schriftsteller und Sprachforscher, „Wörterbuch der schönen Wissenschaften und freyen Künste“, 1760) „Verrückte Zieratbrauerei, Es ist eine saubre Bauerei. Nehme sie niemand zum Exempel, Die Elefanten- und Fratzentempel. Mit heiligen Grillen treiben sie Spott, Man fühlt weder Natur noch Gott.“ (Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), Dichter und Naturforscher, Gedichtsammlung „Zahme Xenien“, 1827) Redewendung: „Brich dir ja keinen Zierat ab!“ – „Stell dich nicht so an!“