Die verlorenen Worte
Genie
Bedeutung: (1) Person mit außergewöhnlich geistig schöpferischen Fähigkeiten, (2) höchste schöpferische Geisteskraft/Fähigkeit.
Das Wort Genie kommt im 18. Jahrhundert aus dem Französischen (dort abgeleitet von lateinisch genius) ins Deutsche, ursprüngliche Bedeutung „erzeugende Kraft“.
Im Deutschen wird als Synonym auch Ingenium, das, Hauptwort, verwendet, lateinisch für „Charakter, Begabung, Geist, Witz“, verwendet auch in den Bedeutungen „künstlerische Schaffenskraft“, „Quelle der Inspiration“, „Erfindergeist“, und auch für eine Person mit diesen Fähigkeiten. Auch Genius, der, Hauptwort, wird im Deutschen mit diesen Bedeutungsinhalten verwendet.
Die literarische Epoche des Sturm und Drang, ungefähr von 1765 bis 1790, zu denen die hymnischen Dichtungen „Prometheus“ und „Ganymed“ zugerechnet werden, und auch das folgende „Mailied“, wird auch als Geniezeit bezeichnet. Wesentliche Inhalte des Sturm und Drang sind das Gefühl, die Natur und das Genie. Der Begriff Genie wird zur damaligen Zeit entwickelt, definiert, weiterentwickelt, verändert. Dabei sieht der Geniebegriff des Sturm und Drang einen Menschen, der aufgrund seiner Fähigkeiten und Talente dazu gemacht ist, Bedeutendes zu erreichen und, wenn nötig, sich dabei auch mit bestehenden Regeln selbstbestimmt auseinanderzusetzen. Das Genie des Sturm und Drang ist voll Begeisterungsfähigkeit für die Natur, die Dichtung, die Kunst, die Liebe und das Vaterland. Das Genie des Sturm und Drang zieht seine Schaffenskraft aus dem Gefühlsleben, der Seele und des Herzens, und nicht nur aus der Vernunft, wie in der Aufklärung gefordert. Das Genie kann sich als Mensch frei entfalten, hört auf sein Inneres und ist damit nicht fremdbestimmt. Dies führt dazu, daß ein Mensch schöpferisch tätig sein kann. Die von Gott geschenkte Natur ist Inspirationsquelle, jeder Mensch kann seine schöpferischen Quellen nutzen.