Zurückkehren ist nicht unbedingt auch heimkehren. Viele Kriegsrückkehrer kommen nie mehr wirklich in ihrer vormaligen Heimat an. Sie haben sich in der Ferne verändert, sind durch den Fronteinsatz körperlich oder seelisch versehrt, haben Jahre in einem Kriegsgefangenenlager verbracht. Und auch ihre frühere Heimat, der Raum, den sie vor Jahren verlassen haben, ist ein anderer bei ihrer Rückkehr. Vertrautes ist fremd geworden, die Menschen zuhause leben in neuen Bezügen. Der Kriegsrückkehrer findet seinen Platz nicht mehr.
Die Nachkriegsgesellschaft muß mit dem Verlust und der Trauer um die im Krieg Gefallenen zurechtkommen. Oft besteht jahrelange Unsicherheit, da der Verbleib vieler nach dem Krieg nicht geklärt werden kann. Was ist mit unserem Sohn, warum meldet er sich nicht, vielleicht lebt er doch noch? Nach dem Krieg gegründete Verbände helfen bei der Suche nach den Vermißten.
Das Drama „Draußen vor der Tür“, geschrieben 1946/1947 von Wolfgang Borchert, schildert die Entwurzelung und Enttäuschung der Kriegsgeneration des Zweiten Weltkriegs. Das Drama begleitet den 25-jährigen Soldaten und Kriegsheimkehrer Beckmann bei seiner Rückkehr nach Hamburg, nachdem er drei Jahre in Sibirien verbracht hat, am Bein hat er eine Kriegsverletzung. Die Handlung spielt sich in einer Nacht ab: Seine Frau nimmt ihn nicht mehr auf, sie lebt nun mit einem anderen zusammen. Er lernt ein Mädchen kennen, aber die Bekanntschaft mißlingt, er erfährt, daß seine Eltern Selbstmord begangen haben, und sein Versuch, seinem ehemaligen Oberst die Verantwortung für elf tote Kameraden zurückzugeben, damit er selbst wieder ruhig schlafen kann, scheitert. Beckmann ist „[e]iner von denen, die nach Hause kommen und die dann doch nicht nach Hause kommen, weil für sie kein Zuhause mehr da ist.“
(Zitat aus der Einleitung zum Stück „Draußen vor der Tür“)
Viele der Kriegsopfer bleiben Versehrte, deren Verwundung während des Krieges dauerhafte körperliche oder seelische Schädigungen hinterläßt. Versehrtheit, „Körperschaden“, „im Wehrdienst zugezogener Körperschaden“; versehren, „verletzen, beschädigen“.
Der Maler und Graphiker Otto Dix (1891–1969) wurde im Ersten Weltkrieg eingezogen und mehrmals verwundet. Dies verarbeitete er in oft verstörenden Bildern. Sein Bild „Die Skatspieler (Kartenspielende Kriegskrüppel)“, Sammlung der Nationalgalerie in Berlin, entstanden 1920, zeigt drei Kriegsversehrte mit ihren Prothesen, wie sie miteinander Skat spielen, und verdeutlicht das Ausmaß an Kriegsversehrten nach dem Ersten Weltkrieg.
Auch Flucht und Vertreibung, heute auch Zwangsmigration genannt, sind mit Kriegen eng verbunden. Menschen fliehen vor Kriegshandlungen oder werden von den jeweiligen Machthabern verfolgt und vertrieben. Deutschland hat im vorigen Jahrhundert eine ganz eigene Geschichte der Vertreibungen erlebt. Als Heimatvertriebene wurden in Deutschland deutsche Staatsangehörige erfaßt, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat in den deutschen Ostgebieten verlassen mußten.