Die verlorenen Worte
Gewahrsein
VERDREHTES WORT
Dieses Wort ist besonders interessant, besteht es doch aus drei Teilen: Ge-Wahr-Sein. Dies wahrnehmend bekommt man eine Ahnung von der tieferen, weitergehenden Bedeutung: „Ich bin das Gewahrsein“– heißt: „ich bin der unendlich weite Bewußtseinsraum“, der weniger definiert ist als das „Bewußtsein“.Hier berühren wir etwas, das wir noch nicht wirklich kennen, es ist noch nicht Teil unserer „bewußten“ Erfahrung. Zukünftiges klopft an die Türe! „Wir sind das Gewahrsein“ und werden dies mehr und mehr erleben, je mehr wir uns innerlich erweitern und entwickeln, öffnen und letztendlich mit dem „Erwachen“ oder der „Erleuchtung“ beschenken lassen.
Unser Leben ändert sich, weil wir uns ändern, weil wir bereit sind, uns selbst „wahr-zu-nehmen“, uns zu erweitern, zu wachsen und uns beschenken zu lassen. Unser Bewußtsein wächst mit der Sprache: Deshalb ist es äußerst wichtig, diese Worte, die unsere deutsche Sprache uns anbietet, wieder mit Leben zu erfüllen. Die eher alltägliche Ebene dieses Wortes: Ich „gewahre“ dies oder jenes, ich „bin mir gewahr“, im Sinn von: ich „sehe“ und „nehme wahr“. Auch hier gibt es einen – allerdings eher verborgenen – Aspekt des Wortes, der darauf verweist, daß hier etwas aus dem Unbewußten ins Bewußte geholt wird und „wahr wird“ – „ge-wahr-sein“. Wenn ich es „ge-wahre“ wird es „wahr sein“. Wir wollen diese neuen Zustände in Worte fassen – und Worte wie Gewahrsein unterstützen uns in unserem Bemühen. Denn interessanterweise „weiß“ unser Unbewußtes genau, was mit diesem Wort gemeint ist. Die „verlorenen Worte“ sind immer noch da, sie sind nicht vergessen, nur verdrängt. Vom „Un-Bewußten“ können wir sie wieder ins Bewußtsein holen – welch schöpferischer Akt!