Die verlorenen Worte
hienieden
„Hier unten auf Erden, im Diesseits, in diesem Erdenleben“, ahd. hier nidana (9. Jh.), danach in der Zusammenrückung mhd. hieniden(e), mit hie, einer Nebenform von hier.Herleitung vom Umstandswort nieder, „zu Boden, herab, hinab, hinunter, herunter“, ahd. nidar: „unter“(10. Jh.), „unten, herab, herunter“ (um 800), mhd. nider: „hinunter, herunter“,auch
niedrig, ahd. nidari: „nieder, niedrig, gering, klein, tief“ (8. Jh.), mh d. nider(e);
die Niederung, Hauptwort, „niedrig gelegenes, flaches Land, Ebene“ (17. Jh., geläufig 19. Jh.), vormals „Erniedrigung, Demütigung“, ahd. nidarunga: „Verdammung“ (9. Jh.), mhd. niderunge: „Erniedrigung“;
niedrig, Eigenschaftswort, „unten befindlich, tief gelegen, nicht hoch, untergeordnet, gering an Wert und Würde“ (16. Jh.);
nieden, Umstandswort, „unten, in der Tiefe, auf dieser Erde“, ahd. nidana (9. Jh.), mhd. niden(e).
„Und so werdet ihr vernehmen:
Daß der Mensch, mit sich zufrieden,
Gern sein Ich gerettet sähe,
So da droben wie hienieden.“
(Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), aus: „Höheres und Höchstes“, Entstehung zwischen 1765 und 1832)
„Ich hab nicht viel hienieden,
Ich hab nicht Geld noch Gut;
Was vielen nicht beschieden,
Ist mein; – der frische Mut.“
(Joseph von Eichendorff (1788–1857), aus: „Das Flügelroß“, Entstehung zwischen 1804 und 1857)
„… Schilt die Mappe nicht, Peter! Sie hat eine heilige Mission zu erfüllen hienieden –
sie läßt ihren Träger an die Wichtigkeit seiner Arbeit glauben,
und das ist mitunter gar nicht so einfach…“
(Kurt Tucholsky (1890–1935), aus: „Der Mann mit der Mappe“, 1927)