Die verlorenen Worte

Liebe

die
Hauptwort
2022
22-12

„Der Wunder größtes ist die Liebe“

Hoffmann von Fallersleben

  Liebe_Goetterstrahl

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Vorsilben und deren Deutung

„liebe(n)“

 

Wir sind von so vielen Worten umgeben. Täglich, im Berufsleben, wie auch im persönlichen Umfeld. Aber spüren wir auch, wie sehr uns diese Worte in unserem Leben „beeinflußen“? Jedes Wort auf die ein oder andere Weise, zum Guten, aber auch zum Schlechten. Es liegt in unserem Ermessen, wie wir diese Worte deuten, erspüren und für unseren Sprachaustausch einsetzen. Wir sollten daher unsere Wort(aus)wahl sehr bewußt und bedacht treffen und deren Kraft und Schwingung  in unserer Verständigung miteinander nutzen, denn unser Bewußtsein schafft die Wirklichkeit.

Heute möchten wir das Thema Vorsilben und deren (Be)deutung näher beleuchten, anhand des Wortstammes liebe(n). Ist Euch schon mal aufgefallen, daß sich die Schwingung, die von einem Wort ausgehende Kraft, gänzlich ändern kann, indem man Vorsilben voranstellt? Seht selbst und erspürt es an folgenden Beispielen:

 

„lieben“

 „sie lieben sich einander sehr“, „wir lieben unseren Beruf“

(angenehm, herzlich, wertschätzend; eine klare, „liebevolle“ Botschaft; „einem jemands Gunst zuwegenbringen“; aber auch lüstern machen, reizen – nach J. J. Spreng)

„ver-lieben“

„sich in jemanden verlieben“

(wenn sich jemand verliebt, Schmetterlinge im Bauch hat, ein wundervoll wohliges Gefühl;
aber: Drückt die Vorsilbe „ver-“ etwas Schlechtes aus? Ist sie mit schlechten Schwingungen behaftet und übt daher Einfluß auf unser Schicksal aus? Siehe dazu Anmerkungen
von Oliver Jopps Leserbrief)

„ent-lieben“

„ich muß mich von jemandem entlieben“, „keine Liebe mehr für jemanden empfinden, sich entlieben“

(meist schmerzvolles Gefühl, wenn z.B. eine Liebe nicht erwidert wird; entgegen, von etwas entfernen; mit schlechten Schwingungen behaftet)

„er-lieben“

„sich erlustigen, sich erfreuen – sich erlieben“

(lt. DW von Jacob und Wilhelm Grimm: „sich vergnügen, erlustigen, erfreuen, ein seltnes, hübsches wort, zu welchem auch noch kein ahd. irliopôn, mhd. erlieben gefunden ist: das sie sich einmal mit ehren, wie die magd an dem tanze, erlieben, ermüeten“ – Schreibweise wie im Originalzitat belassen)

„be-lieben“

„Sie belieben zu scherzen…“

(lt. DW von Jacob und Wilhelm Grimm: wünschen, geneigt sein, jmd. gefallen, geschätzt sein;
gefühlte neutrale bis positive Schwingung)

„miss-lieben“

„Entlassung der misslieben Politiker“

(die Vorsilbe „miss-“ leitet uns meist auf eine schlechte Schwingung und Ausdrucksweise hin;
lt. G. Köbler auch „misselieben“ (1060–1065), „missfallen“);

„un-lieben“

„es war mir nicht unlieb, daß der Termin abgesagt wurde“

(lt. Duden in der Bedeutung „etwas kommt jemandem ganz gelegen, ist willkommen“ – also im Guten gedeutet; Synonyme wie „unerträglich“ und „unsympathisch“ deuten auf eine Herleitung von Schlechtem ausgehend)

Wir können es drehen und wenden, wie wir möchten. Wenn wir unsere Worte bewußt wählen und einsetzen, können wir das Gute, die förderlichen Schwingungen der Worte, heilsam und kraftvoll in unseren Alltag einfügen und unser Schicksal selbst in die Hand nehmen.

Zu finden in: Verlorene Worte