Die verlorenen Worte
trunken
für „berauscht“, dies kann aufgrund der Wirkung einer durchzechten Nacht sein, durch Rauschmittel verursacht (das viele Bier machte ihn trunken; betrunken), aber auch im Sinne von „überaus glücklich, von Gefühlen überwältigt, rauschhaft von etwas erfüllt, begeistert von etwas“ (trunken vor Freude). In früheren Texten wird trunken sehr häufig in dieser zweiten Form gebraucht, was heute nahezu verlorengegangen ist. Auch die Wortbildungen mit trunken wie z. B. feuertrunken, märchentrunken, schlaftrunken, freudetrunken, liebestrunken, glückstrunken… werden heute kaum mehr verwendet.
„Es braust der Wald, am Himmel ziehn
Des Sturmes Donnerflüge,
Da mal’ ich in die Wetter hin,
O Mädchen deine Züge.
Ich seh’ die Blitze trunkenhaft
Um deine Züge schwanken
Wie meiner tiefen Leidenschaft
Aufflammende Gedanken.“
(Nikolaus Lenau (1802–1850), Schriftsteller; Auszug aus dem Gedicht: „Dein Bild“)
„Ich stand entzückt und schaute und schaute immer wieder hin, denn die Sonne erschien freundlicher, der Himmel blauer und reiner, das Grün der Reben und Bäume glänzender als jetzt. Und als ich mein trunkenes Auge erhob und hinüberschaute über den Neckar, da gewahrte ich auf einem Hügel am Fluß ein freundliches Schloß, das im Glanz der Morgensonne sich spiegelte.“
(Wilhelm Hauff (1802–1827), aus: „Lichtenstein“)
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