ist eine Epoche der Literaturgeschichte. Der Beginn der Epoche wird 1786 mit Goethes Italienreise gesetzt und endet 1832 mit seinem Tod. Viele sehen auch 1805 als Ende der Epoche an, mit dem Tod Schillers. Die Dichter beschäftigten sich mit klassischen Idealen wie Harmonie von Körper und Geist, Ausgewogenheit und Schönheit und orientierten sich an der Kunst und Dichtkunst der Antike.
Denker und Dichter wie Lessing, Klopstock, Wieland, Herder, Hamann, Winckelmann und Kant haben die Gedanken der Weimarer Klassik vorbereitet und mitgeformt. Aber insbesondere Goethe und Schiller beschäftigen sich in ihren Werken mit der Freiheit des Menschen und mit dem Idealbild der reinen Menschlichkeit, wie es in der Weimarer Klassik entstand.
Themen sind die innere Freiheit des Menschen, der in sich ruhende, gute, edle Mensch, die Beschreibung von Schönheit in der Kunst, die Harmonie von Vernunft und Sinnlichkeit, Geist und Körper, Pflicht und Neigung. Der strenge Kant’sche Begriff des Pflichtbewußtseins nach der reinen Vernunft wird in Harmonie gebracht mit der Neigung und dem Gefühl, ohne jedoch die Forderungen des Gewissens, der Pflicht, außer Kraft zu setzen. Der Mensch sollte wieder in seiner Ganzheit betrachtet werden und die Vernunft zum Ausgleich kommen zwischen Pflicht und Neigung. Und es galt, die Welt von Tyrannen zu befreien, aber ohne die eigene Charakterbildung zur Menschlichkeit würden wir dabei scheitern.
Zwei klassische Beispiele für die Entwicklung des Menschenbildes, des Humanitätsideals und der Freiheitsthemen der Weimarer Klassik sind
„Iphigenie auf Tauris“ (Goethe 1787) und „Wilhelm Tell“ (Schiller 1804).
Iphigenie ringt zwischen ihrer Pflicht gegenüber dem König von Tauris auf der einen Seite und auf der anderen Seite mit ihrem Wunsch, mit ihrem Bruder in die Heimat zurückzukehren. Sie entscheidet sich für die offene Auseinandersetzung und teilt dem König ihren Wunsch, in die Heimat zurückzukehren und Tauris zu verlassen, offen mit, trotz der Gefahr, daß er „tyrannisch“ reagieren könnte. Die innere Verpflichtung zur Wahrheit und die Menschlichkeit lösen das Problem.
„Gewalt und List, der Männer höchster Ruhm, Wird durch die Wahrheit dieser hohen Seele Beschämt, und reines kindliches Vertrauen Zu einem edlen Manne wird belohnt.“
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(Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), Dichter und Naturforscher, aus „Iphigenie auf Tauris“, 1787)
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„Wilhelm Tell“ ist Schillers letztes Drama. Die Geschichte um den Freiheitskämpfer Tell, der für seine eigene, individuelle Freiheit und gegen Tyrannenwillkür eintritt, ist verknüpft mit dem Streben der Schweizer nach einer unabhängigen Schweiz.
„Doch wenn ein Volk, das fromm die Herden weidet, sich selbst genug, nicht fremden Guts begehrt, den Zwang abwirft, den es unwürdig leidet, doch selbst im Zorn die Menschlichkeit noch ehrt, im Glücke selbst, im Siege sich bescheidet – das ist unsterblich und des Liedes wert.“
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(Friedrich Schiller (1759–1805), Dichter, Philosoph und Historiker, aus der Widmung zu „Wilhelm Tell“, 1804)
(Literatur zu „Weimarer Klassik“ u.a.: „Deutsche Dichtung“ von Müller/Valentin, Verlag Ferdinand Schöningh, 1962, und „Geschichte der deutschen Dichtung“ von Fricke/Klotz, Matthiesen Verlag, 1968)
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